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Nr. 2024 | 3

Unterrichtsmaterialien zur Literalitätsförderung

Unterrichtsmaterialien kommt in der Schule eine Schlüsselrolle zu: Als materielle Ressourcen sind sie unumgängliche Mittel, die nicht nur die im Unterricht zu behandelnden Gegenstandsbereiche oder Themen, sondern vor allem auch die Didaktik massgeblich bestimmen. Ihnen liegen ein jeweils spezifischer Gegenstandsbegriff sowie ein spezifisches Lern- und Vermittlungsverständnis zugrunde. Lehrmaterialien bestimmen damit nicht nur die Terminologie, die Herangehensweise, das Üben und Vertiefen von Lerngegenständen, sondern auch die Art ihrer Beurteilung und ihres Prüfens. Unterrichtsmaterialien kommt damit eine nicht zu unterschätzende Rolle der Schul- sowie Unterrichtsentwicklung zu. Sie sind Mittel der Unterrichtssteuerung, zu denen sich die Lehrperson mit ihrem an der pädagogischen Hochschule erworbenen Professionswissen in irgendeiner Weise zu positionieren und zu verhalten hat.
Leseforum widmet die vorliegende Nummer also der didaktischen Materialität bzw. der materialisierten Didaktik und möchte ihre Rolle in der Literalitätsförderung im Unterricht ausleuchten. Wir fragen danach, wie Lehrmittel und andere didaktische Artefakte im Unterricht zum Tragen kommen. Mehr

  • Fokusartikel |  aus der Wissenschaft Zum Gebrauch von Anlauttabellen im Anfangsunterricht
    Praxistheoretische Analysen zur Bändigung eines widerspenstigen Materials von Romina Schmidt-Drechsler, Susanne Riegler, Mascha Berbig

    Anlauttabellen haben sich seit den 1980er-Jahren einen festen Platz im schriftsprachlichen Anfangs-unterricht erobert. Erste empirische Arbeiten geben Einblick in die musterhaften Abläufe und die vo-raussetzungsreiche Phonemanalyse beim Verschriften mit der Anlauttabelle; darüber hinaus liegen bislang jedoch kaum Erkenntnisse zu ihrem tatsächlichen unterrichtlichen Gebrauch vor. Auf der Basis von teilnehmenden Unterrichtsbeobachtungen gehen wir daher in unserer praxistheoretisch gerahm-ten Studie der Frage nach, welche Gebrauchsweisen von Anlauttabellen sich im Anfangsunterricht zeigen. An zwei ausgewählten Fällen zeigen wir unterschiedliche Gebrauchsweisen von Anlauttabellen auf, die wir mittels offener und axialer Kodierprozesse im Stil der Grounded-Theory-Methodologie rekonstruieren konnten: das freie Schreiben, das Erarbeiten von Graphem-Phonem-Korrespondenzen sowie das (Ein-)Üben des segmentbezogenen Verschriftens und Dekodierens. Die Ergebnisse deuten wir als «Bändigung» eines Unterrichtsmaterials, das es Kindern ursprünglich ermöglichen sollte, selbstbestimmt und interessengeleitet zu schreiben.

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  • Fokusartikel |  aus der Wissenschaft Arbeiten mit Modellen in Lehrmitteln
    Zwischen fachdidaktischem Nutzen und fachwissenschaftlichen Bedenken von Rico Cathomas, Andrin Büchler

    Es wird davon ausgegangen, dass Lehrmittel den Lerngegenstand, das (Schul-)Fach, wesentlich mitdefinieren. Sie dienen aber auch der didaktischen Gestaltung und Steuerung von Unterricht und bieten den Lehrenden und Lernenden idealerweise eine effiziente Lehr- und Lernbasis. Ihre Realisierung ist geleitet von (funktionalen) Annahmen bzw. Konzeptionalisierungen wirkungsvoller Lehrmittel, die oft als (fach-)didaktische Modelle vereinfacht, strukturiert und visualisiert werden. Im Rahmen der neuen rätoromanischen Lehrmittelreihe Mediomatix wurden zwischen 2016 und 2024 die sogenannten „Qualitätsquadranten“ und der „Sprachgarten“ als fachdidaktische Modelle (weiter)entwickelt und eingesetzt. Im vorliegenden Aufsatz werden diese Modelle vorgestellt und die Implementierung des sogenannten „Baums der Wortarten“ als Teilmodell des Sprachgartens in den rätoromanischen Lehrmitteln prototypisch dokumentiert. Der Sprachgarten und der Baum der Wortarten werden abschliessend aus fachwissenschaftlicher Perspektive kritisch diskutiert und im Hinblick auf ihren fachdidaktischen Nutzen auch für andere Sprachen evaluiert.

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  • Fokusartikel |  aus der Wissenschaft Pretend Reading
    Textproduktion und Mustergebrauch bei Fünfjährigen von Kristina Strozyk

    Gängige Sprachförderkonzepte, die derzeit in Kindertagesstätten zum Einsatz kommen, konzentrieren sich primär auf die Förderung von Syntax und Wortschatz und sind häufig dialogisch ausgerichtet. Um bereits vorhandenes implizites Textwissen herauszufordern, bietet es sich an, Kinder zu monologischen Textproduktionen anzuregen. So wurden Vorschulkinder aufgefordert, ein ihnen bekanntes Bilderbuch «vorzulesen». Die Datenerhebung zu diesem als Pretend Reading bekannten Verfahren erfolgte in Anlehnung an den Design-Based Research-Ansatz in vier Durchgängen und in jeweils an das gezeigte Sprachhandeln der Kinder angepassten und modifizierten Settings. Die Auswertungsergebnisse verweisen eindrücklich auf das vielversprechende Potenzial des Pretend Reading zur Sprachförderung. Die Funktion der Musterhaftigkeit für eigene Textproduktion wird dabei besonders betont. Der vorliegende Beitrag nimmt insbesondere den Mustergebrauch beim Pretend Reading in den Blick.

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  • Fokusartikel |  aus der Praxis Literalitätsförderung mit dem Hörportfolio von Ursula Käser-Leisibach, Claudia Zingg Stamm

    Über das Vorlesen begegnen Kinder literarischer und konzeptionell schriftlicher Sprache, bevor sie Texte selbst erlesen können. Neben dem Vorlesen sind auch Audiomedien, die ein breites und attraktiv aufbereitetes Angebot an Genres und Textsorten bieten, für die Literalitätsförderung interessant.
    Wir stellen das Projekt «Hörportfolio für die Unterstufe» vor, das von der Stiftung FHNW unterstützt worden ist. Es bietet für 1. bis 3. Klassen Aufgaben zur Förderung des Kompetenzbereichs Hören an. Alle Audios sind für die Lernenden über QR-Codes zugänglich. Sie können wählen, ob sie den an die Audios anschliessenden Impulsen mit eigenen Sprachaufnahmen oder Zeichnungen begegnen, oder ob sie ihre Antworten je nach Schreibkompetenzen schriftlich fixieren. Ein Fokus wird im Hörportfolio auf die Prosodie als wichtiges Merkmal gesprochener Sprache gelegt.
    Die vielfältigen Zuhöraufgaben vermitteln Strategien zum Verstehen von bildungssprachlichen und literarischen Texten. Geübt wird auch das Verstehen von mündlich gestellten Fragen, Aufgabenstellungen und Arbeitsanweisungen. Damit werden Hörverstehenskompetenzen angesprochen, die im schulischen Kontext stillschweigend vorausgesetzt, von den Lernenden oft eingefordert, aber kaum geübt werden.

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  • Fokusartikel |  aus der Praxis Mehrsprachigkeit und Sprachenvielfalt
    Unterrichtsmaterialien zu mehrsprachigen Bilderbüchern im Zyklus 1 von Andrea Quesel-Bedrich

    Mehrsprachige Bilderbücher können ein Zugang zu Mehrsprachigkeit und Sprachenvielfalt im Unter-richt sein und dazu beitragen, Mehrsprachigkeit als Ressource zu begreifen und Erstsprachen in den Unterricht einzubeziehen (Nauwerck, 2013). Dies kann einerseits positive Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein und die schriftsprachliche Entwicklung von Schüler*innen mit anderer Erstsprache haben (z.B. Wiese, Tracy & Sennema 2020 & Riehl 2006), andererseits kann es sich positiv auf die Sprachreflexion aller Schüler*innen auswirken, wenn sie Sprachen erforschen und vergleichen und einen Einblick in die Sprachenvielfalt ihrer Klasse erhalten (z.B. Oomen-Welke, 2020).
    Der folgende Beitrag präsentiert eine Auswahl von Unterrichtsideen und -materialien, die von Studie-renden in deutschdidaktischen Seminaren entwickelt wurden und den Einsatz mehrsprachiger Bilder-bücher thematisieren. Die Materialien zielen darauf ab, Lehrkräften neue Perspektiven im Umgang mit mehrsprachigen Bilderbüchern zu eröffnen. Der Einsatz mehrsprachiger Bilderbücher fördert eine Didaktik der Mehrsprachigkeit, die die Mehrsprachigkeit in alle Bereiche des (schrift-)sprachlichen Ler-nens integriert (Wildemann, 2011). Dabei genügen die Bilderbücher nicht als Medium an sich, sondern müssen im Sinne der Multiliteralitätsdidaktik für den Unterricht aufbereitet werden.

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  • Fokusartikel |  aus der Praxis *Didaktische Modelle von Textgattungen, eine ergänzende Form von Unterrichtsmaterial? von Véronica Sánchez Abchi, Virginie Conti, Jean-François de Pietro

    *Das ist die deutsche Übersetzung des Artikels «Les modèles didactiques de genres textuels, une forme complémentaire de matériel pédagogique?» von Verónica Sánchez Abchi, Virginie Conti et Jean-François de Pietro

    Im Rahmen der Entwicklung einer neuen Lehrmittelsammlung für den Französischunterricht in der Romandie (MER-Français) wurden Unterrichtssequenzen – sogenannte «Parcours» – geplant, um das Verstehen und das Schreiben verschiedener Textgattungen zu trainieren. In diesem Zusammenhang wurde das IRDP gebeten, didaktische Modelle für die ausgewählten Genres zu entwickeln, um die didaktische Arbeit des Teams zu unterstützen, das den neuen MER-Français entwirft.  
    In diesem Beitrag stellen wir das Konzept des zugrundeliegenden didaktischen Modells vor sowie die Prinzipien, die uns bei der Entwicklung der Modellierungsarbeit geleitet haben. Wir erläutern auch die doppelte Funktion, die unsere didaktischen Modelle erfüllen: Einerseits tragen sie zur Entwicklung der didaktischen Vorschläge für den MER bei, andererseits helfen sie, sobald sie veröffentlicht und mit dem entsprechenden «Parcours» verknüpft sind, die vom Redaktionsteam erarbeitete Darstellung des Gegenstands verständlich zu machen. In diesem Sinne argumentieren wir, dass die didaktischen Modelle selbst auch zu pädagogischen Materialein werden, die sowohl die Unterrichtspraxis beeinflussen als auch in Ausbildungskontexten verwendet werden können.

    Weiterlesen im PDF * Dieser Text ist eine Übersetzung des Originalartikels, erschienen in 3/2024 (DE)
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Die Internetseite der Zeitschrift ist ein Schatz von Publikationen zur aktuellen Literalitätsforschung. Die thematische Ausrichtung der Ausgaben liefert eine stets hochaktuelle Agenda der Fragen, über die die Literalitätsforschung spricht. Helmuth Feilke, Justus-Liebig-Universität, Giessen
Das leseforum.ch ist zu einem einschlägigen und unverzichtbaren Ort der Erforschung, Dokumentation und Praxis von Literalität im sprachen- und länderübergreifenden Diskurs geworden. Neben der Qualität und Thematik der Beiträge besticht ihre einfache Verfügbarkeit. Björn Rothstein, Ruhr-Universität, Bochum
Als Autor bei leseforum.ch weiss ich aus eigener Erfahrung, wie genau die Artikel von einem Begleitgremium geprüft werden. Das ist eine Garantie für wissenschaftlich hochstehende und aktuelle Beiträge. Die thematisch aufbereitete Verschränkung von Wissenschaft und Praxis ist für alle Lesenden sehr bereichernd. Hansjakob Schneider, Pädagogische Hochschule Zürich
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