Im Rahmen der nationalen Harmonisierung hat sich das Bildungssystem in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Dies betrifft auch den Bereich der literarischen Bildung, der im Lehrplan 21 durch den Kompetenzbereich «Literatur im Fokus» deutlich aufgewertet wurde. Vor diesem Hintergrund stehen die Lese- und Literaturdidaktik erneut im Zentrum des öffentlichen wie schulischen Interesses. Befassten sich beide Disziplinen seit jeher mit der Frage, welche Texte Schülerinnen und Schülern im Lese- und Literaturunterricht, wie vermittelt werden können, nehmen zahlreiche empirische Forschungen in jüngerer Zeit zunehmend auch die Lernenden und Lehrenden und die Frage nach Erwerb und Vermittlung literaler Kompetenzen in den Blick. Damit stehen die aktuelle Lese- und Literaturdidaktik im erweiterten Spannungsfeld zwischen Gegenstands-, Leser/innen- und Kompetenzorientierung. In diesem Zusammenhang gewinnen Lern- und Testaufgaben auch im Literaturunterricht zunehmend an Bedeutung. Mehr
Die Nummer 3/2018 von leseforum.ch beleuchtet diese verschiedenen Perspektiven auf die Lese- und Literaturdidaktik:
In den Beiträgen aus der Forschung geht es um den Zusammenhang zwischen Leseverstehen und literarischer Bildung (TAMoLi, Böhme et al.), um die Stellung der Literatur in Curricula, Lehrbüchern und Lehre (Giusti, Tinembart), um die Frage nach der Messbarkeit literaler Kompetenzen (Krelle), um aktuelle Erkenntnisse aus der literaturdidaktischen Aufgabenforschung (Heins), um Lesepraktiken und Schülerbedürfnisse (Bischof) sowie um die Vermittlung von Leseverständnis mittels Kinderliteratur durch den Einsatz eines «Kontextualisierungsinstruments» (Ronveaux).
Die Praxisbeiträge veranschaulichen hingegen, inwiefern der Literaturunterricht im Spannungsfeld zwischen messbaren Kompetenzen und konkreten Aufgaben steht (Prusse, Williams). Andere präsentieren didaktische Wege, um sich einerseits unterschiedliches Lesen von Poesie (St-Onge) und andererseits literarisches Lesen (Florey-Depallens) anzueignen. Ein weiterer Beitrag über verschiedene Modelle des Leseverstehens (Philipp) vervollständigt diese Nummer.
Dorothee Hesse und Murielle Roth