Die beiden Autorinnen dieses Beitrags führen seit mehreren Jahren gemeinsam ein Forschungsprojekt durch, das darauf abzielt, Schülerinnen und Schüler darin zu schulen, eine sensible literarische Lektüre eines lateinischen poetischen Textes vorzunehmen. Das didaktische Szenario umfasst mehrere Schritte: 1. Die Schülerinnen und Schüler analysieren die poetische Form und den Inhalt eines lateinischen Textes in der Originalsprache, in diesem Fall einen Auszug aus Buch 1 der Aeneis von Vergil; 2. Sie setzen den lateinischen Text in Resonanz mit einem modernen literarischen oder sonstigen Werk und dessen Ausdrucksmitteln - in diesem Fall ein Auszug aus E.E. Schmitts „Traversée des temps“; 3. Sie nutzen die im lateinischen Text und im anderen Werk erhobenen Kenntnisse und Fertigkeiten, um einen Text zur gleichen Thematik in der Schulsprache, in diesem Fall Französisch, zu erstellen.
Der vorliegende Artikel stellt die folgende Frage: Können die von den Schüler:innen im letzten Schritt erstellten Texte als intertextuell betrachtet werden, da sie unter Bezugnahme auf andere Texte verfasst worden sind? Um diese Frage zu beantworten, klären die Autorinnen zunächst den Begriff der Intertextualität; dann fassen sie das didaktische Szenario zusammen, das zur Erstellung der Texte führt, die sie anschliessend auf Mikro- und Makrostrukturebene analysieren, um die intertextuellen Bezüge zu den beiden zuvor analysierten Texten zu bestimmen. Die Analyse zeigt, dass die Produktionen der Schülerinnen und Schüler als intertextuell bezeichnet werden können und dass sich das didaktische Szenario gut für die Ausbildung des intertextuellen Schreibens eignet, unabhängig von den beteiligten Sprachen.
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https://doi.org/10.58098/lffl/2025/1/870