Anlauttabellen haben sich seit den 1980er-Jahren einen festen Platz im schriftsprachlichen Anfangs-unterricht erobert. Erste empirische Arbeiten geben Einblick in die musterhaften Abläufe und die vo-raussetzungsreiche Phonemanalyse beim Verschriften mit der Anlauttabelle; darüber hinaus liegen bislang jedoch kaum Erkenntnisse zu ihrem tatsächlichen unterrichtlichen Gebrauch vor. Auf der Basis von teilnehmenden Unterrichtsbeobachtungen gehen wir daher in unserer praxistheoretisch gerahm-ten Studie der Frage nach, welche Gebrauchsweisen von Anlauttabellen sich im Anfangsunterricht zeigen. An zwei ausgewählten Fällen zeigen wir unterschiedliche Gebrauchsweisen von Anlauttabellen auf, die wir mittels offener und axialer Kodierprozesse im Stil der Grounded-Theory-Methodologie rekonstruieren konnten: das freie Schreiben, das Erarbeiten von Graphem-Phonem-Korrespondenzen sowie das (Ein-)Üben des segmentbezogenen Verschriftens und Dekodierens. Die Ergebnisse deuten wir als «Bändigung» eines Unterrichtsmaterials, das es Kindern ursprünglich ermöglichen sollte, selbstbestimmt und interessengeleitet zu schreiben.
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https://doi.org/10.58098/lffl/2024/3/827