Ein Sprachatelier für die Entwicklung des Sprachverhaltens

Abstract | von Mireille Froment
Der Artikel analysiert eine ritualisierte Form der vorschulischen Sprachförderung (atelier de langage), die während eines ganzen Schuljahres beobachtet wurde und sich um eine Marionette drehte, die jedes Kind abwechslungsweise mit nach Hause nehmen durfte.
Durch die Flexibilität der Anlage erwies sich diese Form als günstig für die vielfältige sprachliche Interventionen und reichhaltige sprachliche Aktivitäten rund um ein attraktives Objekt, das den Kindern die Auseinandersetzung mit den Dimensionen allgemein–spezifisch sowie präsent–abwesend ermöglichte. Die Entwicklung der Interaktionsmuster im Verlauf des Schuljahres zeigt die Vielfalt der Diskursbewegungen zwischen Kindern und Erwachsenen beim Besprechen eines Themas. Diese Bewegungen bieten den Kindern die Erfahrung von diskursiver Heterogenität. Diese nicht als Gegenstand vermittelbare Heterogenität ist Grundlage eines komplexen, über den korrekten Gebrauch von Wörtern und Grammatik hinausgehenden Handelns mit Sprache. Sie beruht auf der Variation des Diskursmodus und auf der Fähigkeit, verschiedene Perspektiven auf ein und dasselbe Objekt im Dialog aufeinander zu beziehen.
Aufgrund der Analyse dieser Dialoge stellt sich die Frage nach den möglichen Auswirkungen des mündlich erworbenen Sprachverhaltens auf den Schriftspracherwerb. Die Beziehung zwischen diesen beiden Bereichen der Sprachfähigkeit wird nicht im Hinblick auf unterschiedliche «Codes» oder Situationen betrachtet, die durch die Gleichzeitigkeit der Mündlichen bzw. durch die zeitliche Versetzung der schriftlichen Kommunikation bedingt sind. Stattdessen werden Überlappungsbereiche von Mündlichkeit und Schriftlichkeit ausgeleuchtet, und es wird die Notwendigkeit herausgestellt, den Besonderheiten jedes Mediums gerecht zu werden.
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