Sprachbewusster Fachunterricht
Sprache spielt eine Schlüsselrolle beim Lernen, ist sie doch sowohl Lerngegenstand als auch Lernmedium: Einerseits lernen Schüler:innen im Fachunterricht neue Konzepte, die mit spezifischen Begriffen und Wendungen benannt und diskutiert werden, andererseits werden diese Konzepte anhand von Sprache beschrieben und erklärt. Um eine kohärente horizontale als auch vertikale sprachliche Bildung sollten deswegen alle an Bildung beteiligten Akteur:innen, zuallererst aber neben den Lehrpersonen der Sprachfächer auch diejenigen der anderen Fächer besorgt sein. Leseforum.ch widmet sich in der vorliegenden Ausgabe diesem Thema.
-
Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Leseverstehensprozesse im sprachsensiblen Unterricht
Texte sind ein zentrales Medium im (Fach-)Unterricht der Schule. Das Verstehen von Texten und Aufgaben ist essenziell für das Lernen von Fachinhalten in jedem Unterricht. Die spezifischen Anforderungen von Sach- und Fachtexten an die Lesenden sind dabei komplex und stellen für Schüler:innen oft Schwierigkeiten dar, die häufig als Resultat im Umgang mit bildungssprachlichen Merkmalen aufgefasst werden. Als Konsequenz wurde versucht, diese sprachlichen Oberflächenmerkmale in Sach- und Aufgabentexten zu vereinfachen. Diese Studien konnten jedoch keine oder nur minimale Effekte auf das Textverstehen zeigen.
Beim Textverstehen berücksichtigt werden muss vor allem die Interdependenz zwischen sprachlichen Strukturen in Texten einerseits und kognitiven Prozessen beim Lesen andererseits. Im Beitrag soll verdeutlicht werden, dass verschiedene kognitive Ebenen beim Textverstehen mit dem «Text auf dem Papier» in-einandergreifen müssen, um zu einem «Text im Kopf» (Nussbaumer, 1991) zu gelangen.
Auf der Seite des Textes steht hier vor allem die Textkohärenz im Mittelpunkt. Auf der Seite der Leser:innen werden individuelle lesebezogenen Fertigkeiten und Fähigkeiten in den Fokus genommen.
Eine detaillierte Betrachtung des Textverstehens von Sach- und Fachtexten ist dabei gewinnbringend für den Umgang mit Texten in einem sprachsensiblen Fachunterricht, denn erst dadurch werden Hürden verständlich und Unterstützung möglich.
Weiterlesen im PDF (DE)
Zur Detailseite des Artikels
-
Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Lesestrategien zur Unterstützung des Textverstehens im sprachbewussten Biologieunterricht
Empirische Einblicke aus der Sicht von LernendenIm sprachbewussten Fachunterricht steht die sprachliche Bildung im Dienst des fachlichen Lernens, wenn Fach- und Sprachlernen verknüpft werden (Abschnitt 1). Um das Verstehen von Texten im Biologieunterricht zu unterstützen, sollten Lernende (meta-)kognitives Lesestrategiewissen erwerben, Lesestrategien einüben und regelmässig anwenden (Abschnitt 2). Weitgehend unbekannt ist jedoch, welche Rolle Lesestrategien im Biologieunterricht aus Sicht von Lernenden überhaupt spielen (Abschnitt 3). Um diese Frage zu beantworten, wurden Lernende zum Biologieunterricht in fünften Klassen an deutschen Sekundarschulen befragt (Abschnitt 4). Die Ergebnisse zeigen, dass Lesestrategien eher selten angewendet und von Lehrkräften eher implizit vermittelt werden. Aufschlussreich ist zudem, dass das domänenspezifische Leseverständnis und das Ausmass an Lesestrategiewissen der Lernenden die unterrichtliche Wahrnehmung der Lesestrategieanwendung und -vermittlung beeinflussen und metakognitive Strategien vor allem zur Prüfung des inhaltlichen Verstehens dienen (Abschnitt 5). Diskutiert wird, in welcher Relation die Befunde aus Lernendensicht zu Strategieempfehlungen für den naturwissenschaftlichen Unterricht stehen (Abschnitt 6) und inwiefern sich die (fachdidaktische) Forschung zu Lesestrategien weiterentwickeln könnte (Abschnitt 7).
Weiterlesen im PDF (DE)
Zur Detailseite des Artikels
-
Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Sprachbewusster naturwissenschaftlicher Unterricht
Umsetzung in «Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG)» und «Natur und Technik (NT)»Naturwissenschaftliche Phänomene und das praktisch-naturwissenschaftliche Arbeiten sind auch ohne Sprache zugänglich, bieten aber gleichzeitig vielfältige Sprechanlässe. Entsprechend sind sie insbesondere für sprachschwächere Schülerinnen und Schüler eine gute Möglichkeit, um Sprachkompetenzen zu erwerben. Darüber hinaus spielt die Sprache beim Lernen von naturwissenschaftlich-technischen Konzepten eine nicht unerhebliche Rolle. Zum einen sollen die Schülerinnen und Schüler mit steigender Stufe auch zunehmend Fachsprache nutzen. Zum anderen werden die Konzepte zu naturwissenschaftlich-technischen Phänomenen, mit denen die Kinder und Jugendlichen in den NMG- resp. NT-Unterricht kommen, nicht nur durch Erfahrungen, sondern auch durch die Alltagssprache geprägt, die nicht immer kompatibel mit der Fachsprache ist.
Im Beitrag werden zunächst in Abschnitt 1 Grundlagen der Sprachförderung im naturwissenschaftlichen Unterricht vorgestellt, wobei auch auf die Grundkompetenzen, den Lehrplan 21 und die Rolle der Lehrpersonen eingegangen wird. Dann werden in Abschnitt 2 Alltags- und Fachsprache sowie Fachbegriffe und Darstellungsformen im naturwissenschaftlichen Unterricht beleuchtet, bevor in Abschnitt 3 die Rolle der Sprache beim praktisch-naturwissenschaftlichen Arbeiten fokussiert wird. Anschliessend wird die Sprachförderung in naturwissenschaftlichen Lehrmitteln thematisert, wobei auch konkrete Umsetzungsbeispiele gezeigt werden. Der Beitrag schliesst in Abschnitt 5 mit einem Fazit zur Verknüpfung von Fach- und Sprachlernen.
Weiterlesen im PDF (DE)
Zur Detailseite des Artikels
-
Fokusartikel | aus der Praxis
Förderung der Sprachkompetenz in allen Fachbereichen als Schlüssel zum Schulerfolg
Schulinterne Weiterbildung zu sprachbewusstem FachunterrichtDie Förderung von schulsprachlichen Kompetenzen wird im Lehrplan 21 als eine Aufgabe aller Fachbereiche dargestellt. Im vorliegenden Beitrag geht es um ein Weiterbildungsangebot für Schulen, die sich damit befassen, wie diese Forderung umgesetzt werden kann.
Die vorgestellte schulinterne Weiterbildung wurde von der Pädagogischen Hochschule Zürich in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule FHNW entwickelt. Sie ist Schulen im Rahmen des QUIMS-Schwerpunkts C «Beurteilen und Fördern mit Fokus auf Sprache» im Zeitraum 2019 bis 2026 zugänglich. Auch weitere Schulen, welche sich mit dem Thema befassen, können das Angebot nutzen.
Der Beitrag erläutert zum einen, wie die schulinterne Weiterbildung als kooperatives Projekt von externen Fachpersonen und Vertretungen der einzelnen Schule gemeinsam gestaltet und verantwortet wird. Zum andern werden Aspekte von sprachbewusstem Fachunterricht diskutiert. Ausserdem wird gezeigt, wie Lehrpersonen im Rahmen der schulinternen Weiterbildung an der Qualität ihres didaktischen Handelns arbeiten. Die konkreten Beispiele stammen aus der Kindergarten- und Primarstufe aus dem Fach NMG «Natur, Mensch, Gesellschaft».
Weiterlesen im PDF (DE)
Zur Detailseite des Artikels
-
Weiterer Artikel | aus der Praxis
Welches Italienisch im Klassenzimmer?
Überlegungen zum Gebrauch von Schulregionalismen in der italienischen SchweizDer Artikel skizziert die soziolinguistischen Merkmale des Italienischen in der italienischsprachigen Schweiz und präsentiert die Ergebnisse aus einem Fragebogen zur Wahrnehmung von regional geprägten Schulbegriffen seitens einer Gruppe von Studierenden des Lehramts für die Primarstufe, der am Departement für Bildung und Lernen der SUPSI eingesetzt wurde. Es handelt sich um die ersten Ergebnisse des Projekts Repertorio lessicale dei regionalismi d'uso scolastico della Svizzera italiana (Lexikalisches Repertoire der schulischen Regionalismen in der italienischen Schweiz), das aus der Zusammenarbeit zwischen der Abteilung für Ausbildung und Lernen der SUPSI und dem Osservatorio linguistico della Svizzera italiana entstanden ist. Das Projekt zielt darauf ab, das Italienisch der Schweiz im Tessin (ISIT) im schulischen Kontext aufzuwerten und die oft auf einer vorurteilsbehafteten Sichtweise von Registern und Sprachvarietäten basierenden Haltungen der Sanktionierung oder Verurteilung zu überwinden.
Weiterlesen im PDF (IT)
Zur Detailseite des Artikels
-
Fokusartikel | aus der Praxis
Die ko-kreative Entwicklung und Erprobung von (inter-) disziplinären Konzepten zur Förderung von digitalen und literalen Kompetenzen in der Primar- und Sekundarstufe mit acht Forschungslehrkräften
Die literalen Praktiken wandeln sich im digitalen Kontext. Die Schülerinnen und Schüler von heute entwickeln Kompetenzen, die für das Leben in der Gesellschaft von entscheidender Bedeutung sind, nämlich die Rezeption und die digitale und multimodale Produktion von Informationen. Im Zentrum dieser Veränderungen stehen die Lehrerinnen und Lehrer, die sich diese Kompetenzen selbst aneignen und Probleme und Bedürfnisse im Zusammenhang mit ihrem Unterricht erkennen. Der Beitrag berichtet aus dem Aktionsforschungsprojekts MultiNumériC (2020–2023), in dessen Rahmen acht Lehrerinnen und Lehrer der Primar- und Sekundarstufe in Québec didaktische Arrangements zur Förderung der Entwicklung von digitalen und literalen Kompetenzen gemeinsam entwickelt, erprobt und optimiert haben – dies für die drei Fächer Kunst, Französisch und Sozialkunde. Nach der Kontextualisierung des Forschungsprojekts werden die Grundsätze erläutert, nach denen die Instrumente ko-kreativ entwickelt wurden, und es wird ein Überblick über die anfänglichen kritischen Rückmeldungen der beteiligten Lehrerinnen und Lehrer gegeben.
Weiterlesen im PDF (FR)
Zur Detailseite des Artikels
-
Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Wenn Worte in die Irre führen können: die Rolle des Wortschatzes beim Lernen von Mathematik
Der Beitrag befasst sich mit der mathematischen Fachsprache im Kontext der Mathematikdidaktik, und zwar aus interdisziplinärer Perspektive für das Italienische. Um die Merkmale der Sprache der Mathematik und ihre Schwierigkeiten zu verstehen, ist eine synergetische Betrachtung unerlässlich, denn sie erlaubt, Phänomene, Ursachen und kritische Punkte zu klären. Nach einigen Abschnitten, in denen die Merkmale der mathematischen Sprache umrissen werden, werden wir uns auf die lexikalische Dimension konzentrieren, genauer gesagt auf die "irreführenden" Wörter: polyseme Wortbegriffe, die in den Köpfen der Schüler:innen eine Vielzahl von Bedeutungen hervorrufen, nicht nur mathematische; diese können, wenn sie nicht bewusst gehandhabt werden, den Aufbau mathematischer Konzepte beeinträchtigen. Anhand empirisch gewonnener Ergebnisse werden Überlegungen zu diesen Begriffen angestellt und mögliche Wege für eine gemeinsame didaktische Arbeit aufgezeigt.
Weiterlesen im PDF (IT)
Zur Detailseite des Artikels
-
Fokusartikel | aus der Praxis
Kontrolliertes Schreiben und sprachliche Vereinfachung. Die authen-tischen Texte der literarischen Anthologie für die Schule «in and out»
Das Lesen literarischer Texte ist eine der grundlegenden Aktivitäten, die das Sprachenlernen in der Schule kennzeichnen. Solche Texte müssen für die Lernenden zugänglich, also lesbar und verständlich sein. Die jüngste theoretische Debatte schwankt zwischen der Wahl von authentischen Texten, die zu komplex sein können, und vereinfachten Texten, die den Ausgangstext verändern und manchmal nicht einmal das Verständnis und die Lesbarkeit erleichtern. Als Alternative zu diesen Vorschlägen stellt sich das kontrollierte Schreiben als ein Instrument heraus, das es den Autor:innen ermöglicht, Texte zu schreiben, deren Schwierigkeitsgrad auf die Fähigkeiten der Empfänger:innen abgestimmt ist und die daher keine Vereinfachung benötigen, um in einer Klasse von Lernenden des Italienischen als Fremdsprache (im Folgenden L2) gelesen zu werden. Das Projekt der Alta Scuola Pedagogica dei Grigioni (ASPGR) "in dentro e in fuori – Antologia letteraria per la scuola" ist in diesem theoretischen Kontext angesiedelt und sammelt achtzehn Texte von Autor:innen aus der italienischsprachigen Schweiz, die sich an Lernende des Italienischen als Fremdsprache richten. Während des gesamten Prozesses der Texterstellung wurden die Autorinnen und Autoren von einer wissenschaftlichen Gruppe und von der praktischen Erfahrung zweier Italienischlehrerinnen, die in Sekundarschulen tätig sind, begleitet, die auf weitere Elemente hinwiesen, die sprachlich vereinfacht werden sollten, um die Geschichten zugänglicher zu machen. Dieser Beitrag stellt das Projekt vor, ordnet es in den theoretischen Rahmen ein und analysiert die sprachliche Entwicklung der Texte in den verschiedenen Phasen des Schreibens und der Vereinfachung.
Weiterlesen im PDF (IT)
Zur Detailseite des Artikels
-
Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Sprachliche Praktiken in der Grammatik
Zwei Jahre nach einer kollaborativen ForschungDieser Artikel enthält die Analyse eines Gruppeninterviews mit vier Lehrerinnen, die zwei Jahre zuvor an einem gemeinsamen Forschungsprojekt über die Sprache (insbesondere die gesprochene Sprache) zum Lernen und Lehren von Grammatik mit Schüler:innen im Alter von 9 bis 11 Jahren teilgenommen hatten. Mit den Interviews sollte ermittelt werden, was sie über diesen spezifischen, vom Alltäglichen abweichenden Sprachgebrauch mitgenommen haben und was sie tun, um sein Erlernen zu fördern und den Schüler:innen die Positionierung ihrer Aussagen im Grammatikunterricht zu erleichtern. Die Analyse bezieht sich auf die Spuren in den Äusserungen der beiden Lehrpersonen, was die Merkmale des Sprechens über Grammatik betrifft sowie auf die Strategien, die sie beim Unterrichten anwenden, und auf ihre Wahrnehmung von schüler:innenseitigen Äusserungspositionierungen im Grammatikunterricht. Wir versuchen zudem, die Selbstpositionierung der interviewten Lehrerinnen in Bezug auf Wissen, Sprache und Grammatik zu identifizieren. Abschliessend fragen wir nach dem Transfer von grammatikbezogenen Unterrichtspraktiken auf weiteres Wissen in der Grammatik und nach der Umsetzung ähnlicher Überlegungen in andere Fächer.
Weiterlesen im PDF (FR)
Zur Detailseite des Artikels
-
Weiterer Artikel | aus der Wissenschaft
Die Ilias und der «Umweg» des antiken griechischen Epos: Leseerfahrungen in der Schule
In diesem Artikel werden Verbalisierungen von Lehrerinnen aus der Romandie analysiert, die 2019 an der öffentlichen Lesung der Ilias teilgenommen haben, die im Rahmen des Europäischen Festivals für Griechisch-Latein an vielen Orten veranstaltet wurde. Wie wir erfahren werden, haben die Lehrerinnen zweier Schüler:innengruppen die Performance, die die öffentliche Lesung darstellt, durch didaktische Szenarien vorbereitet, die mehrfach den Begriff des «Umwegs über andere Sprachen und Kulturen» aufrufen, der daher im Mittelpunkt dieses Beitrags stehen wird. Der Beitrag ist in vier Abschnitte gegliedert. Der erste beschreibt den Forschungskontext; der zweite definiert den Begriff des Umwegs anhand von Referenzstudien; der dritte analysiert die Interviews mit den Lehrerinnen, in denen sie ihr didaktisches Szenario beschreiben; der letzte Abschnitt diskutiert schlussfolgernd den Begriff «Umweg» im Licht der analysierten Daten und identifiziert vier Typologien: Umwege über die Kultur, über sprachliche Formen, über den Textaufbau und über die performative Dimension.
Weiterlesen im PDF (FR)
Zur Detailseite des Artikels