Literalität und Spiel
Spiele sind kulturelle Tätigkeiten, die andere Erfahrungs- und Wissenswelten und ästhetische Räume eröffnen als Alltagshandeln. Für die kindliche Entwicklung sind sie von eminenter Bedeutung. Egal ob es sich um symbolische Spiele handelt, um (Puppen-) Theater, Kinderreime, Gesellschafts- oder Computerspiele, sie ermöglichen es Kindern, fiktive Welten zu entwerfen, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln, das, was sie umgibt, besser zu verstehen und ihre sprachlichen Fähigkeiten zu entwickeln.
Spiele können ein Sprungbrett für die Entwicklung von Lesekompetenz sein. Gesellschafts- und Computerspiele verlangen von den Spielenden Lesefähigkeiten – für das Verstehen der Spielregeln oder der Spielgeschichte –, befördern diese aber auch. Kinder und Jugendliche, insbesondere auch schwache Leser:innen, tauchen spielend in Welten ein, die sie lesend alleine nicht erkunden wollen oder können, und erwerben so Fähigkeiten, die nicht nur den Zugang in die Welt der Bücher erleichtern, sondern auch zu den verschiedenen schulischen Textgattungen und zum Schreiben über Spielerfahrungen. Ebenso anregend können spielerische Ansätze zum Schreiben wirken. Sie befördern die Vorstellungskraft und die Lust am kreativen Umgang mit Sprache, aber auch die Beherrschung der Sprache.
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Fokusartikel | aus der Praxis
LiteraturLabor SIKJM
Spielerisch-kreative Literaturzugänge in BibliothekenDer neue Lehrgang des Schweizerischen Instituts für Kinder- und Jugendmedien SIKJM setzt sich zum Ziel, öffentliche Bibliotheken als wichtigen Ort für spielerische Literaturvermittlung für Kinder im Primarschulalter zu positionieren. Zu diesem Zweck sollen professionnelle Vermittler:innen ausgebildet werden. Aufbauend auf den Erfahrungen mit dem Lehrgang «Leseanimator:in SIKJM» wurde für die Primarschule eine Weiterbildung entwickelt, die Bibliotheken als Spielplatz versteht. Bibliotheksraum und ausgewählte Medien bilden den gemeinsamen, spielorientierten Fokus für Dialog, Tun und Erleben in einer Kindergruppe. Der Lehrgang bietet einen Mix aus Hintergrundwissen zu Medien, schulischer Literaturvermittlung, Bibliothekswesen und schon bestehenden Angeboten im In- und Ausland. Die Teilnehmenden waren aufgefordert, ihre eigenen Projekte zu entwickeln und im Rahmen der Weiterbildung umzusetzen. Erste Erfahrungen in Lehrgang und Praxis zeigen, dass der Bedarf an solchen Angeboten besteht, Bibliotheken aber auch die Ressourcen dafür aufbauen müssen – genauso wie sie das für die mittlerweile gut etablierten Angebote im Vorschulbereich taten.
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Mit interaktiven Narrationen zur literarischen Kompetenz – Was Computerspiele für den Literaturunterricht leisten können
Computerspiele sind nicht erst seit der Covid-19-Pandemie kaum mehr aus der Lebenswelt von Schüler:innen wegzudenken. Bereits frühzeitig kommen sie mit Games und den darin präsentierten Erzählungen in Kontakt. Doch ist Zocken kein blosser Zeitvertreib. Vielmehr bieten Computerspiele durch ihre gegenstandsspezifischen Gestaltungsstrukturen mediumsinhärente Potenziale des Narrativen. Geschichten werden interaktiv erlebbar und fordern von Spielenden durch die Kombination von narrativen und ludischen Anteilen die aktive Beteiligung an der Spielwelt ein. Im Rahmen des vorliegenden Beitrags wird daher skizziert, inwiefern sich die interaktiven Narrationen von Computerspielen ausgestalten, welche lernförderlichen Aspekte sich hieraus für die schulische Literaturvermittlung ergeben und welche literarischen Kompetenzen sich mit Games fördern lassen.
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Fokusartikel | aus der Praxis
Ganz schön dramatisch! Das Potenzial des Szenischen Spiels für das sprachliche Lernen von Kindern und Jugendlichen
Dieser Beitrag stellt das Potenzial des Szenischen Spiels zur Förderung sprachlicher Kompetenzen dar. Die möglichen Lernziele werden in ihrer Bandbreite skizziert, wobei neben Sprachförderung die Förderung personaler und sozialer Kompetenzen ebenso angesprochen werden wie diejenige literarischer und ästhetischer Kompetenzen. Der Stand der Forschung bezüglich der belegbaren Wirksamkeit des Szenischen Spiels wird dargestellt. Daraufhin wird das breite Spektrum anhand exemplarisch ausgewählter dramadidaktischer Projekte skizziert: Die Szenische Lesung und das Rollenspiellabor, der dramagrammatische Ansatz, mehrere dramapädagogische Sprachförderkonzepte sowie zwei STARS-Rollenspiele, welche sowohl im physischen wie auch im digitalen Raum durchführbar sind. Abschliessend werden empirisch fundierte Empfehlungen für die konkrete Umsetzung der vorgestellten Formate formuliert.
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Lesen als Spiel mit dem Lebenslauf. Von schulischen Kampfgeschichten über Goethe zu Graffiti
Wenn man sich den Lebenslauf als Form aus zwei Seiten vorstellt, einer bürokratischen Seite «Karriere» und einer literarischen Seite «Biographie», dann distanziert Lesen zwar in beiden Fällen von einer unmittelbaren Umgebung, aber es löst sich nie aus der Realität. Das gilt auch für den Fall des literarischen Spiels mit der Fiktion. Wie dieses Spiel in den Lebenslauf mit seinen beiden Seiten verwickelt wird, möchte mein Beitrag an drei Beispielen zeigen. In schulischen Kampfgeschichten streiten Jugendliche um Erzählrechte, wer was wem über wen sagen darf — streng kontrastiert gegen die ideale Zuhörerschaft eines privaten Tagebuchs, dem Urmedium einer eigenen Lebensgeschichte. Im zweiten Beispiel erlaubt Goethe seinem Helden, Wilhelm Meister, die perfekte Selbsterzählung, aber er lässt deren Heldin und Zuhörerin, die geliebte Mariane, dabei einschlafen. Warum nur? Zum Schluss spielt Graffiti ein Spiel mit dem Stadtleben, in dem Buchstaben nicht nur zu lesen, sondern auch zu sehen sind.
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Spiel, Imagination und literarische Fiktion
Der Beitrag zielt darauf ab, einige Merkmale spielerischer Praktiken im schulischen Umfeld herauszuarbeiten. Er vergleicht zwei Beispiele von Spielen für den Zyklus 1 (für 4-5-Jährige) mit einem Spiel für die 3. Klasse einer Fachmittelschule (am Ende der Schullaufbahn, 18-19-Jährige). Die Analyse erfolgt im Wesentlichen mithilfe der vom Psychologen L. S. Vygotskij entwickelten konzeptuellen Instrumente. Seine Arbeit über die Vorstellungskraft liefert erhellende Einblicke zum Verständnis der psychologischen Entwicklung durch den Einsatz von Spiel und Fiktion im Unterricht. Über eine einfache Analogie zwischen der imaginativen Funktion des Spiels und der imaginativen Funktion von Fiktionen hinaus ist es interessant, sich der Fragestellung von zwei Seiten aus zu nähern: vom Ausdruck und der Beherrschung von Gefühlen und dem Verhältnis zwischen der Fiktion und dem Realen, wobei der Übergang vom einen zum anderen nach Vygotskij erst dann möglich ist, wenn ein Kind fest in dem verankert ist, was er als "grosse Realität" bezeichnet.
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Vom erweiterten Buch zum erweiterten Bilderbuch – Eine Gelegenheit zur Entwicklung von literalen Kompetenzen
Das Lesen im digitalen Zeitalter bringt neue Herausforderungen mit sich, insbesondere was das Metaverständnis von Texten betrifft. Um diese Herausforderungen anzugehen, erforschen wir die Möglichkeiten, die digital erweiterte Bücher, sogenannte «enhanced books», durch ihre redaktionelle Bearbeitung bieten. Bücher können auf zweierlei Weise erweitert werden: durch textliche und multimediale Inhalte oder über das Angebot von unterschiedlichen Verständnisperspektiven. Dieser Ansatz ermöglicht es jedem Leser, jeder Leserin, seinen bzw ihren eigenen, möglicherweise nicht-linearen Leseweg zu gestalten und lässt sich auch auf Bilderbücher für junge Lesende übertragen. Schülerinnen und Schüler werden zu Akteur:innen, die ihren eigenen Leserouten festlegen und über ihre interpretierende Aktivität zu Schöpfer:innen neuer Fiktionen. Dies kann sich unserer Meinung nach positiv auf die Lesemotivation und die Lesekompetenz auswirken.
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Fokusartikel | aus der Praxis
Spielen, spielen, spielen ... in der Mediathek.
Hat das Spiel seinen Platz in der Mediathek? Muss es durch Vermittlungsaktionen aufgewertet werden? Was sind im Umfeld der Mediathek einer Pädagogischen Hochschule die Vorteile von Spielen und wer die Nutzniesser:innen von solchen Animationen? Ein Erfahrungsbericht aus dem Kanton Jura.
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Weiterer Artikel | aus der Praxis
Arbeit an Vorstellungen von Deutschunterricht in der Ausbildung angehender Lehrpersonen
Dieser Beitrag geht von der Frage aus, wie stereotype Vorstellungen von Deutschunterricht bei angehenden Lehrpersonen hinterfragt und verändert werden könnten. Es wird eine Lernumgebung skizziert, die alle Lehramts-Studierenden des Instituts Unterstrass in Zürich während ihrer Grundausbildung selbstständig bearbeiten. Anhand von Zitaten aus den Schlussreflexionen zur Lernumgebung werden Aneignungs-, Lern- und Problemlöseprozesse aus dem Blickwinkel eines integrativen Ansatzes sowie der Motivation beleuchtet. Dabei zeigt sich, dass eine sowohl die subjektive als auch die soziale Ebene berücksichtigende, mehrperspektivisch angelegte Auseinandersetzung mit Kinder- und Jugendliteratur ermöglichen kann, vielschichtig an eigenen Vorstellungen und Haltungen zu arbeiten.
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