Gender und Literalität
«Gender» als historisches und soziales Konstrukt von Weiblichkeit und Männlichkeit steht einem traditionellen Geschlechterverständnis gegenüber, das Unterschiede zwischen Mann und Frau als natürlich gegeben erachtet und geschlechtsspezifische Rollenvorgaben impliziert. Die Gender-Forschung zeigt, wie die gesellschaftlichen Praktiken der unterschiedlichen Erziehung von Mädchen und Jungen von klein auf zu sozialen Ungleichheiten führen, obwohl die Gleichberechtigung in vielen Staaten gesetzlich verankert ist.
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
«… und ausserdem musst du gross genug sein, dass sie dir unters Kinn passt» Zur Verhandlung von ‘Männlichkeit’ in Kinder- und Jugendmedien(-forschung)
Die Darstellung von Jungen und jungen Männern hat sich in der Kinder- und Jugendliteratur in jüngster Zeit bedeutend gewandelt und diversifiziert. Vor allem aber ist ‘Männlichkeit’ in vielen Texten selbst zum Gegenstand der Verhandlung geworden: Immer häufiger finden sich Jungenfiguren, die sich in Bezug auf Geschlechternormen und -performanzen mit widersprüchlichen Anforderungen und Idealen konfrontiert sehen. Der vorliegende Beitrag untersucht aus der Sicht einer feministisch-kulturwissenschaftlichen Kinder- und Jugendmedienforschung und anhand von ausgewählten Kinder- und Jugendbüchern, wie ‘Männlichkeit’ zum Thema gemacht und (kritisch) verhandelt wird. Er greift dabei sowohl auf Ansätze der Geschlechterforschung und der soziologischen Männlichkeitsforschung als auch auf Erkenntnisse und Debatten der Kinder- und Jugendmedienforschung zurück. Das Interesse gilt zum einen der Frage, wie Konzepte hegemonialer Männlichkeit in Kinder- und Jugendliteratur und Kinder- und Jugendmedienforschung sowohl problematisiert und dekonstruiert als auch perpetuiert und renaturalisiert werden. Zum anderen wird erkundet, welche Bedeutung diverseren Männlichkeitsbildern in diesen (Neu-)Verhandlungen zukommt.
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Verleiblichte Gewohnheiten – Lesen als Beziehung
Wo auch immer die Kombination aus Lesen+Geschlecht oder Lesen+Mädchen+Jungen angesprochen ist, werden wir in den Medien mit Halbwahrheiten, leichtfertigen Verallgemeinerungen, Zuschreibungen und entsprechend fragwürdigen pädagogischen Ratschlägen versorgt. Diese sind oftmals, auch wenn sie auf den ersten Blick plausibel wirken, verkürzt und problematisch, obwohl der Erkenntnisstand einschlägiger Studien alles andere als eindeutig ist. Der Aufsatz verfolgt die These, dass das Verhältnis des lesenden Kindes zum Buch als eine spezifische Form von Beziehung gesehen werden könnte und folglich die Frage nach den geschlechtstypischen Befunden anders gestellt werden sollte.
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Fokusartikel | aus der Praxis
«Ich fand es irgendwie komisch, aber auch schön, dass er eine Prinzessin sein wollte» – Unterrichtsgespräche über Kinder- und Jugendbücher jenseits der Norm
In den letzten Jahren hat die Sensibilisierung für Menschen, die sich jenseits der binären Geschlechternorm verorten, zugenommen und das Thema wird vermehrt auch in der Kinder- und Jugendliteratur sichtbar. Dieser Beitrag macht einen Vorschlag, wie ausgehend von literarischen Texten mit allen Schüler_innen über Geschlecht nachgedacht werden kann, um ihnen Figuren und Narrative jenseits der binären Norm zur Verfügung zu stellen. Der Artikel geht davon aus, dass dies für alle Schüler_innen von Bedeutung ist, um sich selber sowie andere differenziert wahrnehmen und sprachlich adäquat handeln zu können. Dazu werden einige aktuell verfügbare Titel einer vorläufigen Analyse unterzogen. Daraus ergibt sich ein Kriterienkatalog als Vorschlag für die Auswahl von geeigneten Texten für den Unterricht. Um der Komplexität des Themas im Unterricht gerecht werden zu können, wird hier die Methode des Philosophierens mit Kindern aus der Ethikdidaktik mit dem literarischen Gespräch kombiniert. Der Vorschlag eines Aufbaus entlang des literarischen Gesprächs als Vorbereitung zu philosophischen Fragen wird abschliessend skizziert.
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Fokusartikel | aus der Praxis
Comic und Gender in der Lesedidaktik – Von der «Jungenleseförderung» zum gendersensiblen Medialitätsbewusstsein
Inwiefern kann dem Comic eine tendenziell männliche Leserschaft attestiert werden und inwieweit kann dieser für eine an Leseschwächen oder Geschlecht orientierte Leseförderung genutzt werden? Dazu werden im Beitrag rezeptionsseitig empirische und medienpädagogische Erkenntnisse sowie lesebiografische Beschreibungen zum geschlechtsspezifischen Lesen von Comics in Schule und Freizeit vorgestellt. Darüber hinaus wird die Gegenstandsseite in den Blick genommen, indem Geschlechterkonstruktionen und Autorschaft im Comic als möglicher konstitutiver Ausgangspunkt für die oben genannten Tendenzen identifiziert werden. Statt die (Re)-Medialisierung von Geschlechtsidentitäten in Comics zum Ausgangspunkt einer vermeintlich jungenspezifischen Leseförderung zu machen und damit die bildlich repräsentierte Geschlechterbinarität sowohl auf der Ebene der Lektürepraxis als auch auf der Ebene der Lektüreinhalte lesedidaktisch (institutionell) zu verschärfen, wird im Beitrag dafür plädiert, diese mit Lernenden zu reflektieren und/oder neue nichtbinäre lesedidaktische Wege zu gehen, die die hybride Medialität des Comics und die jüngsten Entwicklungen des Segments auf dem Markt angemessen berücksichtigen.
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Fokusartikel | aus der Praxis
Das «Gender-Dings» im Bibliotheksalltag
Mit der Auswertung von aktuellen Zahlenwerten aus dem Kinder- und Jugendbereich der Stadtbibliothek Luzern wird dem Nutzungsverhalten von Mädchen und Jungen auf den Grund gegangen. Eine Umfrage bei den Mitarbeitenden gibt Einblick in deren persönlichen Umgang mit dem Genderthema im Arbeitsalltag. Ideen und Denkanstösse in Form von Tipps und Materialen für Mitarbeitende werden formuliert. Buchempfehlungen zum Thema für und durch die junge Kundschaft finden eine Form und es wird ein Blick auf ein wagemutiges Projekt geworfen.
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Vom «Blanche-Neige» zum «Blanc-Neige» – Eine Unterrichtssequenz über Geschlechterfragen
Der Beitrag stellt eine Unterrichtssequenz vor, die in allen französischsprachigen Kantonen zur Verfügung steht und sich mit dem Märchen «Schneewittchen und die 7 Zwerge» befasst. Sie thematisiert die Geschlechterfrage und Hörverstehen über unterschiedliche Schneewittchen-Adaptationen. Im Sinne der Ziele der Gleichstellungspädagogik und der Reflexion über Literalität werden den Schülerinnen und Schülern in dieser Sequenz Parodien des Märchens vorgestellt, die es ihnen ermöglichen, die Originalversion unter dem Blickwinkel der Geschlechterfrage besser zu verstehen. Neben den Gleichstellungszielen verfolgt die Sequenz auch innovative Wege des Hörverstehens, insbesondere über die Förderung von emotionalen Zugängen zu den Figuren.
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Museumsbesuche von Schulklassen unter dem Gender-Aspekt
Spielt das Geschlecht eine aussagekräftige Rolle für das Verständnis von Rezeptionsprozessen von Kunstwerken bei Museumsbesuchen? Der vorliegende Beitrag befasst sich mit dieser Gender-Frage und ihrer Thematisierung in der Französischdidaktik. Ausgangspunkt sind gefilmte und protokollierte Museumsbesuche von zwei Kindergartenklassen (3-5 Jahre) und zwei Primarschulklassen (7-10 Jahre). Der Beitrag zeigt, dass in der Museumspädagogik gleichberechtigte, neutrale, aber auch diskriminierende Praktiken festgestellt werden können. Schauen sich Knaben und Mädchen einer Klasse dieselben Kunstwerke getrennt an, erfahren sie ihren Besuch potenziell unterschiedlich und auch der Zugang zu den einzelnen Werken kann variieren.
Die kleinen Museumsbesucherinnen und -besucher werden nicht immer gleich empfangen: Es sind sehr geschlechtsspezifische stereotype Diskriminierungen zu beobachten.
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Fokusartikel | aus der Praxis
Perspektiven auf Literalität und Gender – Drei Blicke, drei Visionen... drei Mitglieder der HEP Waadt kommen zu Wort.
Drei Blicke, drei Visionen, drei AkteurInnen, die im Kanton Waadt in der Ausbildung von LehrerInnen tätig sind, setzen sich mit dem Thema Literalität und Geschlecht auseinander. Als Bibliothekarin, Leiterin der Gleichstellungsstelle und ausserordentlicher Professor sprechen sie über ihre/seine Bibliothek, über die Werke, die sie oder er erworben hat, über diejenigen, die sich mit Gender befassen, und darüber, wie sie den Zusammenhang zwischen Literalität und Gender sehen.
Sie beleuchten die Gesellschaftsmodelle und ihre Auswirkungen auf die Sichtbarkeit von Frauen in der als Autorinnen und vergleichen ihre Standpunkte mit jenen der aktuellen und vergangenen Verlagswelt.
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Fokusartikel | aus der Praxis
«Wir sprengen die Geschlechterklischees» in der Kinderliteratur! Reflexion über Geschlechterdarstellungen in Kinderbüchern
Was sagen wir unseren Kindern, wenn wir ihnen Geschichten über weibliche Charaktere erzählen, die immer wieder unterrepräsentiert sind, ausser bei der Hausarbeit, und über männliche Charaktere bei beruflichen Aktivitäten ausserhalb des Hauses? Die geschlechtsspezifischen Darstellungen in Kinderbüchern haben grossen Einfluss auf die Konstruktion von Kinderidentitäten. Um ihnen in diesem Prozess Freiheit und Legitimität zu bieten, ist es möglich, Bilderbücher auszuwählen, die auf Inklusivität und Nicht-Binarität achten. Es gibt einfache Lösungen, um jedes Kind zu ermutigen, sich selbst zu sein, unabhängig von dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht.
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Fokusartikel | aus der Praxis
Philosophie lesen, um über die Texte hinauszukommen – Textverwendung im Philosophieunterricht zum Thema Gender
In diesem Beitrag befasse ich mich mit der Literalitätfrage und dem Einsatz von Texten zum Gender-Thema in einer Sequenz des Philosophieunterrichts. In einem ersten Teil weise ich auf die Bedeutung des Themas für die Schülerinnen und Schüler der 3. Klasse der Ecole de Culture Générale (ECG) in Genf hin. Nachdem ich die Chancen und die pädagogischen Risiken der Auseinandersetzung mit dem Geschlechterdiskurs aufgezeigt habe, definiere ich in knapper Form die Ziele der Unterrichtssequenz und verweise abschliessend auf die positiven Erfahrungen, die ich mit ihr gemacht habe.
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Fokusartikel | aus der Praxis
Der Ball in einigen literarischen Texten aus der französischsprachigen Schweiz – ein Reflexionsraum für Genderfragen
>In diesem Beitrag befasse ich mich mit der Genderfrage und mit den Gründen, warum diese in der Schule thematisiert werden soll. Ich stelle einen interdisziplinären Ansatz vor (Briefe, französische Literatur; Kunst, Tanzforschung). Ich untersuche ein Korpus französischsprachiger Texte über den Ball (1731-1968) unter dem Aspekt der Geschlechterfrage textanalytisch und gebe Anregungen für eine Auseinandersetzung mit dem Thema im Unterricht.
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Lesen prägt die symbolische, normative und politische Repräsentation von Geschlechtsidentitäten.
Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts lag die Redaktion von Schulbüchern im Tessin in den Händen von Autoren, die in ihren Texten ein idealisiertes, wesentlich aus männlicher Perspektive dargestelltes Frauenbild vermittelten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Inhalte der Lesebücher hauptsächlich auf die Knaben ausgerichtet. Anhand der Untersuchung der Entwicklung der Darstellungen von in Tessiner Schulbüchern werden verschiedene Fragen beleuchtet. Die Analyse zeigt einerseits die Entwicklung von Geschlechtsidentitäten im Lauf der Zeit und ihre Aneignung und Weitergabe durch Schulbuchautoren. Andererseits verdeutlicht sie, welche Rolle Frauen in der Gesellschaft zugeschrieben und im Leseunterricht vermittelt wurde.
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Fokusartikel | aus der Praxis
Bekämpfung von Geschlechterstereotypen auf der Sekundarstufe I: Sensibilisierungsarbeit in der Bibliothek
Die in diesem Beitrag vorgestellten Aktivitäten haben das Ziel, Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I für nach wie vor stark in der Gesellschaft verwurzelte Geschlechterstereotypen zu sensibilisieren. Dazu werden die männlichen und weiblichen Rollen in klassischen Märchen analysiert und Modelle gezeigt, wie diese traditionellen Rollen unterlaufen werden können. Im Folgenden wird auch die auf den Prozess zur Wahl einer Lehrstelle auf der Oberstufe eingegangen, bei dem Geschlechterstereotype in der Arbeitswelt immer noch eine grosse Rolle spielen. Die Sensibilisierung für diese Dynamik soll den Schülerinnen und Schülern helfen, ihren eigenen Weg zu wählen, ohne sich von Vorurteilen, Klischees und äusseren Faktoren beeinflussen zu lassen.
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Weiterer Artikel | aus der Wissenschaft
Strategien zum Erlernen des Verstehens mündlicher und schriftlicher Texte: zur Klärung von Konzepten für den Unterricht
Dieser Artikel befasst sich mit zahlreichen Fragen von enden Lehrenden an eine Arbeitsgruppe, die derzeit die neuen Lehrmittel für Französisch in der Westschweiz erarbeitet. Wir stellen in diesem Artikel die ganze Komplexität der Begriffe Leseverstehen, schriftliches Verstehen, mündliches Verstehen, mündliche Texte, schriftliche Texte und Strategien vor. Anschliessend beleuchten wir die wichtigsten metakognitiven und kognitiven Strategien zum Verständnis mündlicher und schriftlicher Texte, ihre Unterschiede und Ähnlichkeiten. Wir schliessen mit einigen pädagogischen Prinzipien für eine effektive Vermittlung dieser Strategien.
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