Wege zur Literalität
Das Konzept der Literalität, mit dem erstmals in den frühen 1980er Jahren die komplexen dynamischen Zusammenhänge zwischen sozialen, kulturellen und technischen Aspekten von Schrift und ihrer Verwendung beschrieben wurden, wandelt sich stetig und wird weiterentwickelt. So reden wir heute eher von verschiedenen Literalitäten (literacies) als nur von einer, um ihren spezifischen Merkmalen in unterschiedlichen soziokulturellen Kontexten gerecht zu werden.
Im Fokus von Forschung und Praxis stehen heute auch digitale Kommunikations- und Informationsformen und ihre semiotischen Mittel. Sie ermöglichen neue Erzählweisen, Interaktivität, das Zusammenspiel von statischen und dynamischen Bildern oder Einbezug von Geräuschen und Tönen und erfordern von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen neue literale Fähigkeiten. Diese multimodalen Modi sind gekoppelt an eine Vielfalt von literalen Praktiken, in denen Lesen und Schreiben oft verwobene und nur noch schwer voneinander zu trennende Tätigkeiten sind.
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Fokusartikel | aus der Praxis
Kanton Zürich 1: Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung als Schwerpunkt der Bildungsplanung – ein Rückblick
Seit 2007 sind Ziele zur frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung in den Richtlinien der Zürcher Regierungspolitik enthalten. Schwerpunktthema war unter anderem die frühe Sprachbildung. Die Bildungsplanung der Bildungsdirektion des Kantons Zürich konnte im Rahmen ihrer Möglichkeiten mitwirken und verschiede Vorhaben hierzu anstossen. Als zentrales Referenzwerk wurde das Fachkonzept «Frühe Sprachbildung» entwickelt, das den Ansatz alltagsintegrierter Sprachbildung beschreibt und Grundlage für die nachfolgenden Projekte war. Der Artikel lässt aus Sicht der Bildungsplanung Revue passieren, wie die Themen «Frühkindliche Bildung» und «Frühe Sprachbildung» bildungspolitisch mitgestaltet wurden.
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Fokusartikel | aus der Praxis
Kanton Zürich 2: Zusammen reden und die Welt entdecken – 25 Kurzfilme zur Frühen Sprachbildung
Indem Erwachsene alltägliche Gesprächsanlässe erkennen, nutzen und anregend ausgestalten, unterstützen sie junge Kinder in der Entwicklung sprachlicher und literaler Fähigkeiten. Wie eine solch gelungene, alltagsintegrierte frühe Sprachbildung aussehen kann, veranschaulichen 25 Kurzfilme, die im Mai 2019 von der Bildungsdirektion des Kantons Zürich veröffentlicht wurden.
Der vorliegende Beitrag befasst sich mit dem Hintergrund und der Entstehung dieser Filme: Welches Bildungsverständnis liegt ihnen zu Grunde? Wie wurde bei der Produktion vorgegangen? Welche Überlegungen waren wegleitend und worin bestanden die Herausforderungen, die es zu bewältigt galt?
In einem zweiten Teil des Beitrags wird exemplarisch aufgezeigt, wie sich verschiedene Aspekte der sechs Leitlinien aus dem Fachkonzept „Frühe Sprachbildung“ am Beispiel eines Kurzfilms anschaulich darlegen lassen.Im Anhang werden die Rahmenbedingungen rund um die Entstehung dieser Filme dargelegt.
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Zwei auf einen Streich! Zusätzliche Wege zu Literalität dank Schreiben im naturwissenschaftlichen Unterricht
Im vorliegenden Beitrag wird aufgezeigt, welche zusätzlichen Chancen für den Erwerb von literaler Kompetenz sich eröffnen, wenn Schreibaufträge im naturwissenschaftlichen Unterricht (auch) unter schreibdidaktischer Perspektive betrachtet und entsprechend angeleitet werden. Kompetenzorientierter naturwissenschaftlicher Unterricht, wie er in aktuellen Lehrplänen gefordert wird, konfrontiert die Lernenden nicht nur mit (bildungs-)sprachlichen Schwierigkeiten, sondern eröffnet auch zusätzliche Wege zu Literalität: situiertere Schreibaufträge, erweiterte Funktionen und Formen von Schreiben, ein breiteres Textsortenspektrum, Multimodalität und andere Identifikationspotenziale als Schreiben im Fach Deutsch. Illustriert wird dies anhand von Datenmaterial (transkribierte Videoaufnahmen und Schülertexte) aus NT-Lektionen einer 4. Primarklasse. Es zeigt sich: Interdisziplinäre Schreibförderung bietet – nicht zuletzt aus der Genderperspektive – zusätzliche Zugänge zu Literalität, die noch wenig genutzt werden.
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Die Nutzung digitaler Lesemedien bei Kindern im Vorschulalter und deren Einflüsse auf sprachliche und schriftsprachliche Fähigkeiten
Bereits im Vorschulalter und Kindergarten entwickeln sich vielfältige, für die Leseentwicklung zentrale kognitive und sprachliche Kompetenzen, die sich insbesondere auch mit dem Begriff der schriftsprachlichen Vorläuferfähigkeiten in der Literatur wiederfinden. Ein zentraler Einflussfaktor für die Entwicklung dieser Kompetenzen stellt die Aktivität des regelmäßigen Vorlesens und des gemeinsamen Lesens von Büchern dar. In den letzten Jahren haben sich darüber hinaus weitere Formate, insbesondere elektronische Kinderbücher sowie digitale Lese- und Lernstifte entwickelt. Aufgrund multimedialer Elemente wie beispielsweise einer Vorlesefunktion, von Toneffekten oder einem Wörterbuch ergeben sich besondere Nutzungsmöglichkeiten dieser Lesemedien. Im Rahmen dieses Beitrags soll exploriert werden, inwiefern digitale Lesemedien zur Entwicklung sprachlicher und schriftsprachlicher Kompetenzen beitragen und welche Bedingungsfaktoren dabei eine Rolle spielen. Abschließend werden praktische Implikationen für Eltern und Erziehende abgeleitet.
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Weiterer Artikel | aus der Wissenschaft
Leseförderung revisited – Sind die verschiedenen Verfahren zur Leseförderung im österreichischen Deutschunterricht der 4. Schulstufe angekommen?
In folgendem Beitrag wird ausgehend von Schüler- und Lehrerfragebögen aus der Pilotierung für die österreichische Bildungsstandardüberprüfung (BIST) im Fach Deutsch, 4. Schulstufe, im April 2018 der Frage nachgegangen, wie häufig Lautleseverfahren, Lesestrategietrainings und Leseanimation im Unterricht an österreichischen Volksschulen (= Primarstufe) eingesetzt werden und inwieweit der Einsatz der ausgewählten Leseverfahren an die Leseleistung der Klassen angepasst wird. Ähnlich wie in bereits vorliegenden Untersuchungen auf Basis von PIRLS 2016 in Deutschland und Österreich wird gezeigt, dass keine Anpassung der Verfahren an die Leseleistung der Klasse erfolgt. Die Förderung basaler Lesefertigkeiten bleibt damit in österreichischen Volksschulen etwa 15 Jahre hinter den Empfehlungen der deutschsprachigen und etwa 40 Jahre hinter den Empfehlungen der angloamerikanischen Lesedidaktik zurück.
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Warum und wie lernt man Lesen und Schreiben? Entwicklung einer Didaktik der Alphabetisierung in der Erstsprache, die die kulturelle Dimension fördert
Studien über die beginnende Alphabetisierung regen zu einem Umdenken der Didaktik der Alphabetisierung in der Erstsprache an. Sie können zu methodischen Ansätzen führen, die nicht von Anfang an nur auf das Erlernen der instrumentellen Komponente des Lesens und Schreibens ausgerichtet sind. Ausgehend von der Annahme, dass der Einstieg in die Schriftsprache ein mehrdimensionaler Prozess ist, konzentriert sich dieser Beitrag auf die kulturelle Dimension und zeigt auf, wie eine entsprechende Aufmerksamkeit auf dieser Ebene die Voraussetzungen für die Entwicklung besser angepasster und effektiverer Lehr-/Lernpraktiken schaffen kann.
Es handelt sich hier um eine laufende qualitative und explorative Studie, an der 72 Vorschulkinder im Kanton Tessin beteiligt sind. Ziel der Studie ist es, die funktionalen Kenntnisse der geschriebenen Sprache bei diesen Schülern zu beschreiben und die Auswirkungen dieser Kenntnisse auf den Prozess des Schreibenlernens zu verstehen.
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Die Didaktik der Vermittlung von Schlüsselkompetenzen als Dialektik von Spiel und Lehrplan verstehen: Beispiel Puppentheater.
Der Unterricht in den ersten Schuljahren muss die Besonderheiten des frühkindlichen Lernens berücksichtigen. Es geht darum, von der Eigeninitiative der Kinder auszugehen und sie schrittweise ans schulische und fächerspezifische Lernen heranzuführen. Freies Spiel und Wissensvermittlung gemäss Lehrplan stehen dabei in dialektischen Bezug zueinander. In diesem Beitrag wird das anhand eines Beispiels im Zusammenhang mit dem Erlernen von Erzählmustern vorgestellt. Analysiert wird eine Situation, in der dieses Lernen aufgrund der Eigenaktivität der Kinder während des freien Spiels gefördert wurde. So konnten wir feststellen, welche Bedingungen für die Entstehung eines dialektischen Bezugs zwischen freiem Spiel und strukturiertem Lernen günstig sind. Wir beschreiben das didaktische Vorgehen, das die Lehrperson zur Förderung des lehrplanmässigen Lernens einsetzte.
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Praktiken früher Literalität: Auf dem Weg zum schulischen Lernen
Die Handlungen von kleinen Kindern sind bisweilen überraschend, namentlich wenn sie von selber etwas in Angriff nehmen, was von ihnen noch nicht erwartet wird, zum Beispiel wenn sie mit Lesen und Schreiben schon vor der Schulzeit beginnen. Über diese spontanen Aktivitäten im familiären Umfeld hinaus und als Brücken zwischen Familie und Schule im Hinblick auf Schulerfolg, befasst sich unser Beitrag mit Praktiken der Literalität in einem Kindergarten in der französischen Schweiz. Lehrpersonen und Studierende der Pädagogischen Hochschule haben den 4-jährigen Kindern Angebote zur schrittweisen Aneignung von Lesen und Schreiben gemacht. Mit Bezeichnungen wie «Neu-LeserIn-SchreiberIn-Werden» motivieren sie die Kinder, sich ganz in die vorgegebenen Situationen hineinzuversetzen. Ähnliche Aneignungsprozesse sind auch beim Erwerb der französischen Sprache bzw. bei Mathematik zu beobachten.
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Technische Hilfsmittel als Instrumente im Literalitätserwerb bei Kindern zwischen 5 und 8 Jahren: Einsatz das interaktiven Whiteboards
In einem Forschungsprojekt wird der Einsatz der vielfältigen technischen Instrumente, die Lehrpersonen zur Verfügung stehen, beobachtet und analysiert. Dazu wird eine Kohorte von Kindern vom zweiten Kindergarten bis zur 3. Klasse (2. bis 4. HarmoS) während drei Jahren im Leseunterricht beobachtet. Die Art und Weise wie die Lehrperson die materiellen Instrumente nutzen ist für die Entwicklung der Literalität der Schülerinnen und Schüler entscheidend. Die Klasse ist auf der Höhe der technologischen Entwicklung und verfügt über ein neues Tool, das interaktive Whiteboard (IWB). Sie bildet unser Forschungsfeld, indem wir den Einsatz des IWB in einer Lektion gegen Ende des dritten Jahres beschreiben und hinterfragen.
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Fokusartikel | aus der Praxis
CapLang-Projekt – Förderung der literalen Fähigkeiten von Kindern durch die berufliche Weiterbildung der Kleinkinder-Erzieherinnen und -Erzieher
Zahlreiche Forschungsarbeiten bestätigen, dass frühe Sprach- und literale Fertigkeiten wichtige Voraussetzungen für den späteren Schulerfolg sind und längerfristig eine grössere Chancengleichheit für die berufliche und soziale Integration förderen. Da immer mehr Kinder KiTas besuchen, spielen familienexterne Kinderbetreuungseinrichtungen für Kleinkinder heute eine wichtige Rolle bei der Entwicklung ihrer literalen Kompetenzen. Hier können neue pädagogische Konzepte zur Erziehung von Kleinkindern in einer Gemeinschaft erprobt und erforscht werden.
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Das CapLang-Projekt basiert auf den Erkenntnissen und Ansätzen der Entwicklungspsychologie, Psycholinguistik, Sprachdidaktik und Erwachsenenbildung und geht von einem interdisziplinären, interprofessionellen Ansatz aus. Es etabliert einen Ausbildungs- und Forschungsmechanismus, der darauf abzielt, die sprachlichen und literalen Kompetenzen von Kleinkindern in KiTas durch und über die Stärkung der professionellen Kompetenzen der Kleinkinder-Erzieherinnen und -Erzieher zu unterstützen.
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Weiterer Artikel | aus der Wissenschaft
Was bewirken sprachliche Variationen von Aufgabenkontexten für das Schreiben von argumentativen Schülertexten?
Im Beitrag werden Auswirkungen von sprachlichen Modellierungen in Schreibaufgaben vorgestellt. Die Schreibaufgaben bestehen dabei immer aus einem Schreibauftrag und einem Lesetext, den man für die Bearbeitung nutzen soll. Die Modellierungen der Schreibaufgaben basieren auf einer systematischen Variation des Sprachmaterials der Lesetexte entlang der Achsen Frequenz, Varianz und Komplexität. Bei quantitativen Analysen der 926 Texte von Mittelstufenschülerinnen und -schülern zeigen sich keine Effekte, wohl aber Anzeichen eines Nutzens der textuellen Vereinfachung für sprachstrukturschwache Schreibende. Eine qualitative Auswertung von Zitationen und Paraphrasen zeigt, dass die Schülerinnen und Schüler die Lesetexte zur Entwicklung der eigenen Produkte je nach Sprachniveau unterschiedlich nutzen. Vor allem im mittleren Sprachniveau werden Spuren der Ausgangstexte erkennbar. Diese sollten auch in noch nicht passgenauen Formen für das Lernen nutzbar gemacht werden.
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