Lese- und Schreibunterricht aus historischer Sicht
Die Entstehung der modernen Schule geht auf das 19. Jahrhundert und die zunehmende Demokratisierung der Gesellschaft zurück und zeigt sich u. a. in der Zuständigkeit des Staates für Bildungsaufgaben und in der allgemeinen Schulpflicht. Im Kontext dieser Entwicklung wurde die Vermittlung von Lese- und Schreibfähigkeiten zunehmend in das Schulfach «Sprache» («langue maternelle») integriert.
Dabei war und ist der Unterricht in diesem Fach auf mehrere Ziele ausgerichtet: Das Erlernen der grundlegenden Kulturtechniken Lesen und Schreiben, die Aneignung von Werkzeugen für den Wissenserwerb in allen Fächern sowie die moralische, ideologische oder politische Bildung. Mehr
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500 Jahre Alphabetisierung: Auf der Suche nach sach- und zugleich kindgerechtem Schriftspracherwerb
Der Beitrag zeigt, wie Inhalte und Methodik des Lesenlernens über die Jahrhunderte hinweg bis heute immer Gegenstand der Auseinandersetzung waren. Die Kontroversen und Entwicklungen werden an Hand der beiden didaktisch konstitutiven Aspekte beschrieben: dem jeweiligen Verständnis der Sache Schriftsprache und des damit transportierten Bildungsgutes sowie dem jeweiligen Verständnis vom Kind als Lerner. Dabei werden auch die Zeitumstände und deren Wertvorstellungen deutlich gemacht sowie die Abhängigkeit der Alphabetisierung von der Entwicklung des Schulwesens und der Professionalisierung der Lehrerschaft. Visualisiert werden die Ausführungen mit Ausschnitten aus Lehrwerken.
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Der Schulaufsatz im Spiegel der Zeit
Analyse des schreibdidaktischen Diskurses in der Deutschschweiz 1830-1960Seit Einführung der Volksschulpflicht im 19. Jahrhundert ist die schriftliche Textproduktion fester Bestandteil des Unterrichts. Die Ziele, Inhalte und Methoden des Schreibunterrichts haben sich jedoch aufgrund der sich wandelnden gesellschaftlichen Erwartungen und pädagogischen Strömungen stark verändert. Dieser Wandel wird im folgenden Beitrag anhand von zeitgenössischen Lehrplänen, Rechenschaftsberichten der Erziehungsdirektoren und schreibdidaktischen Diskursen in ausgewählten Lehrerzeitschriften für die Volksschule der Schweiz dargestellt werden. Ein Fokus liegt dabei auf der Diskussion um Bedeutung und Einsatz von Mustern im Schreibunterricht.
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Wird Sprache auf beiden Seiten der Saane auf gleiche Weise vermittelt? Erste Erkundungen in den Lesebüchern des 19. und 20. Jahrhunderts
Der Beitrag analysiert obligatorische Lesebücher von drei französisch- und deutschsprachigen Kantonen zu drei historischen Zeitpunkten (am Ende des 19. Jahrhunderts, in der Zwischenkriegszeit und am Ende 20. Jahrhunderts). Dabei wird die These untersucht, dass die Lesebücher in den beiden Kulturräumen unter-schiedliche Ziele verfolgen. Eine überblicksartige quantitative Analyse zeigt, dass zwischen den Zeiträumen und Regionen bedeutsame Unterschiede bestehen. Analysen der Makrostruktur der Werke sowie der in ihnen vertretenen Textsorten und AutorInnen bestätigen diesen Befund. Der Unterschied ist zwar nicht absolut, doch in der Tendenz folgen die Lesebücher in der Romandie eher einem kulturell ausgerichteten Modell des literarischen Lesens, während jene der Deutschschweiz vorwiegend der «Gesinnungsbildung» dienen.
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Fokusartikel
Abecedario, Sillabario, erstes Lesebuch
Die ersten Lektüren der SchülerInnen in der italienischen Schweiz am Ende des 19. und am Anfang des 20. JahrhundertsIn diesem Beitrag werden die Erstlese-Lehrmittel untersucht, die in der italienischen Schweiz der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Gebrauch waren. Dabei werden auch Zusammenhänge mit dem normativen Diskurs über Unterrichtsmethoden und mit den Grundlagen der pädagogischen Arbeit in den Kantonen Tessin und Graubünden einbezogen.
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Die Analysen vertiefen das Wissen über die Verwendung von Lehrmitteln in der italienischen Schweiz, die Politik bei der Herstellung und Verbreitung dieser Lehrmittel und den sich verändernden pädagogischen Bezugsrahmen. Insbesondere soll überprüft werden, ob sich die nach bestimmten Kriterien (Unabhängigkeit von ausländischen Lehrmitteln, Vorhandensein oder Fehlen eines nationalen Bezugsrahmens, Entwicklung pädagogischer Konzepte) bestimmten historischen Etappen auch an den Erstleselehrmittel ablesen lassen.
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Weitere Artikel
Der (Schön-)Schreibunterricht zwischen Technikerwerb und Arbeitshaltung – zur Genese eines neuen Schulfachs
Im Beitrag werden Kontinuitäten und Brüche in der Genese des Schulfaches Schönschreiben in der Zeit von 1830 bis heute aufgezeigt. Es werden dabei einerseits die technischen Fertigkeiten bzw. die mit dem Schreiben verbundene Beherrschung der Schreibwerkzeuge dargestellt, andererseits die Instrumentalisierung der mit dem Schönschreiben vermittelten Lerninhalte bzw. die sekundären Lernziele im Hinblick auf die personalen Eigenschaften sowie Haltungen. Die Ergebnisse zeigen, dass der Unterrichtsgegenstand Schönschreiben in der modernen Volksschule als Bedingung für jeglichen weiteren Unterricht zwar seinen unbestrittenen Platz hatte, die Zuordnung im Curriculum sich jedoch erst allmählich festigte und dadurch (Schön-)Schreiben als separates Schulfach etabliert wurde. Die präsentierten Erkenntnisse sind im Kontext eines durch den Schweizerischen Nationalfonds geförderten Sinergia-Projektes zur «Transformation schulischen Wissens seit 1830» (CSRII1_160810) in Zusammenarbeit der Universitäten Zürich und Genf sowie der Pädagogischen Hochschulen FHNW, Tessin und Zürich entstanden.
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Schulbuchautoren und Schulbücher für Französisch in der Primarschule des Kantons Waadt im 19. Jahrhundert (1800-1900)
Der Artikel befasst sich mit Französisch-Schulbüchern, die an den Waadtländer Primarschulen im 19. Jahrhundert verwendet wurden, und mit ihren AutorInnen. Es wird untersucht, wie sich Schulfibeln («ouvrages élémentaires») während eines Jahrhunderts zu Lehrmitteln («manuels scholaires») entwickeln, die einen koordinierten Unterricht ermöglichen, vom Staat finanziert werden und allen Schülerinnen und Schülern zur Verfügung stehen.
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Zudem wird herausgearbeitet, wie sich die Autorenschaft dieser Werke verändert: Um 1800 wurden sie noch von Freunden der Kindheit («amis de l'enfance») verfasst, später von Lehrpersonen und schliesslich von staatlich mandatierten ExpertInnen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bilden sich dann die eigentlichen Schulbücher heraus, deren Inhalte segmentiert, didaktisiert und progressiv organisiert sind. Diese Entwicklungen der Werke und AutorInnen zeugen von der Didaktisierung des Französischunterrichts und seiner Herausbildung als Schulfach im 19. Jahrhundert.
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Von der Unterrichtsrede zum Erörterungsaufsatz, oder: Geschichte einer schulischen Übungsform in der Romandie von Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1960er-Jahre
In diesem Artikel wird die Geschichte des Erörterungsaufsatzes zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts und den 1960er-Jahren untersucht, der als schulische Übungsform für das Schulfach Französisch konstituierend war. Zunächst geht es darum, anhand von drei Aufsätzen, die für unterschiedliche Zeiträume exemplarisch sind, die historische Herausbildung einer schulischen Übungsform nachzuzeichnen. Danach wird untersucht, ob sich die Unterrichtsrede als Genre im Erörterungsaufsatz noch erkennen lässt, der sich von der mündichen Rede abgrenzt, dabei aber auch von ihr ausgeht.
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Es zeigt sich, dass in der französischen Schweiz die Rolle und die Funktion des Erörterungsaufsatzes aus einer jahrhundertalten Schultradition hervorgehen, deren Hauptakteure die Lehrpersonen sind.
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Schulsprache «Deutsch» / «Français»
Bemerkungen zur Geschichte des Schulfaches in der Schweiz (~1840 bis ~1990) in vergleichender PerspektiveIm Beitrag wird die Genese und Entwicklung des Schulfaches «Schulsprache» in der Romandie und der Deutschschweiz im Zeitraum von 1830 bis 1990 nachgezeichnet. Es zeigt sich dabei, dass sich die beiden kulturellen Kontexte in der Organisation und in Bezug auf die Ziele und Zwecke des Erstsprachunterrichts unterscheiden. Dies eröffnet ein weites Forschungsfeld, das im vorliegenden Text erst in Ansätze skizziert werden kann. In den Fokus werden die mittleren und oberen Stufen der Volksschule genommen und in Bezug auf drei Dimensionen dargestellt: a) Genese des Faches «Schulsprache» in zwei Sprachregionen der Schweiz in vergleichender Perspektive; b) Perioden der Entwicklung des Faches; c) mögliche Unterschiede zwischen den Sprachregionen in drei Teilgebieten des Faches: Grammatik, Lesen, Schreiben. Auf der Basis eines systematisch erhobenen Korpus von Lehrplänen unter Miteinbezug von Lehrmitteln (Lesebücher, Grammatiken) und über die während der Konstitution des Faches stattfindenden Diskurse in den Lehrerzeitschriften wird das Fach von zwei Standpunkten aus beschrieben: Es wird einerseits «äusseren» Ordnung analysiert, die Stellung und die Bedeutung des Faches «Schulsprache» in Bezug zu anderen Fächern. Andererseits soll auch die «innere» Ordnung, die sich auf die Organisation des schulischen Wissen innerhalb des Faches auf den Aufbau der Vermittlung der Inhalte und Fertigkeiten, auf ihre Gewichtung und Reihenfolge bezieht, in den Blick genommen werden. Die Studie zeigt grosse Ähnlichkeiten in der Genese und allgemeinen Entwicklung in beiden Sprachregionen, aber auch Unterschiede in der Ordnung des Wissens in den drei untersuchten Dimensionen. Die präsentierten Erkenntnisse sind im Kontext eines durch den Schweizerischen Nationalfonds geförderten Sinergia-Projektes zur «Transformation schulischen Wissens seit 1830» (CSRII1_160810) in Zusammenarbeit der Universitäten Zürich und Genf sowie der Pädagogischen Hochschulen FHNW, Tessin und Zürich entstanden.
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Schulsprache «Deutsch» / «Français»
Bemerkungen zur Geschichte des Schulfaches in der Schweiz (~1840 bis ~1990) in vergleichender PerspektiveIm Beitrag wird die Genese und Entwicklung des Schulfaches «Schulsprache» in der Romandie und der Deutschschweiz im Zeitraum von 1830 bis 1990 nachgezeichnet. Es zeigt sich dabei, dass sich die beiden kulturellen Kontexte in der Organisation und in Bezug auf die Ziele und Zwecke des Erstsprachunterrichts unterscheiden. Dies eröffnet ein weites Forschungsfeld, das im vorliegenden Text erst in Ansätze skizziert werden kann.
In den Fokus werden die mittleren und oberen Stufen der Volksschule genommen und in Bezug auf drei Dimensionen dargestellt:
a) Genese des Faches «Schulsprache» in zwei Sprachregionen der Schweiz in vergleichender Perspektive;
b) Perioden der Entwicklung des Faches;
c) mögliche Unterschiede zwischen den Sprachregionen in drei Teilgebieten des Faches: Grammatik, Lesen, Schreiben.
Auf der Basis eines systematisch erhobenen Korpus von Lehrplänen – unter Miteinbezug von Lehrmitteln (Lesebücher, Grammatiken) – und über die während der Konstitution des Faches stattfindenden Diskurse in den Lehrerzeitschriften wird das Fach von zwei Standpunkten aus beschrieben: Es wird einerseits «äusseren» Ordnung analysiert, die Stellung und die Bedeutung des Faches «Schulsprache» in Bezug zu anderen Fächern. Andererseits soll auch die «innere» Ordnung, die sich auf die Organisation des schulischen Wissen innerhalb des Faches – auf den Aufbau der Vermittlung der Inhalte und Fertigkeiten, auf ihre Gewichtung und Reihenfolge – bezieht, in den Blick genommen werden. Die Studie zeigt grosse Ähnlichkeiten in der Genese und allgemeinen Entwicklung in beiden Sprachregionen, aber auch Unterschiede in der Ordnung des Wissens in den drei untersuchten Dimensionen.
Die präsentierten Erkenntnisse sind im Kontext eines durch den Schweizerischen Nationalfonds geförderten Sinergia-Projektes zur «Transformation schulischen Wissens seit 1830» (CSRII1_160810) in Zusammenarbeit der Universitäten Zürich und Genf sowie der Pädagogischen Hochschulen FHNW, Tessin und Zürich entstanden.
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Weitere Artikel
Textkohäsion und deren Bedeutung für das Textverständnis: Wie reagieren Lernende auf temporale Kohäsion am Beispiel eines Sachtextes?
Wie Schüler/innen im Lesen gezielt unterstützt werden können, stellt nicht nur ein Anliegen des Sprachunterrichtes, sondern auch des Fachunterrichtes dar. Der vorliegende Beitrag hinterfragt, ob die Textkohäsion (temporale Kohäsionsmarker) Schüler/innen beim Lesen unterstützt und wie sie wahrgenommen wird. 57 Probanden wurden zu einem Vergleich eines mehr und eines wenig kohäsiven Sachtextes aufgefordert. Außerdem wurde ihr Textverstehen mit einer Sortieraufgabe erhoben. Die Studie zeigt, dass die Wahrnehmung von Textkohäsion textoberflächenbezogen ist. Eine funktionale Deutung der Marker und ihre fachsprachliche Benennung wird weniger realisiert. Zudem zeigt sich zwar kein Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung der temporalen Kohäsionsmarker und der Sortierleistung; es gibt jedoch einen Zusammenhang zwischen dem Vorwissen über temporale Kohäsionsmarker und der Sortierleistung. Die Befunde bieten Ansatzpunkte für die Gestaltung von Unterrichtstexten und einen systematischen Sprachunterricht.
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Schreibförderung durch Grammatikunterricht: Geschichte der Schulgrammatik in der französischen Schweiz (1845–1970)
In diesem Beitrag geht es aus einer historischen Perspektive um den Grammatikunterricht in der Primarschule und seine Bezüge zu einer anderen Komponente des Französischunterrichts, dem Aufsatzschreiben. Eine Korpusanalyse von Lehrwerken für den Grammatikunterricht, die in den Kantonen Genf, Waadt und Freiburg zwischen 1845 und 1970 eingesetzt wurden, lässt zwei Prozesse erkennen, die stark miteinander verknüpft sind:
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a) das Aufkommen des Aufsatzes im Verlauf der Herausbildung des Schulfachs Französisch und
b) die Veränderung der grammatischen Konzepte und Zugänge im Zusammenhang mit dem Aufkommen der funktionalen Linguistik (die den Satz als Sinneinheit versteht).
In Zuge dieser Entwicklungen wird die Beherrschung des Satzes zunehmend zu einem zentralen Ziel des Aufsatzunterrichts: Das Verfassen von Texten wird in erster Linie durch das Produzieren von Sätzen gelernt.
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