Mündliche Literalität
Am Anfang der Literalitäts-Erwerbs stehen mündliche Texte: Reime, Verse, Geschichten aus der Phantasie oder Bilderbüchern. Mit dem Hineinwachsen der Kinder in die Schriftkultur verschwinden medial mündliche vermittelte Texte aber nicht aus dem Blickfeld. Im Gegenteil. Dem Vorlesen und Erzählen kommt in der ganzen Schulzeit eine bedeutende Rolle zu – in der Schule und in der Familie. Aber auch im öffentlichen Raum boomen mündliche Literaturformen: Poetry Slams, Rapwettbewerbe, Erzählfestivals, Lesehappenings – kollektives Geschichtenerfinden erfreut sich höchster Beliebtheit.
In der Deutschschweiz zum Beispiel spielt die spoken-word-Formation «Bern ist überall» mit der Mundart und Sprach-Stereotypen, sie entzaubert auf der Bühne, auf CDs und in Büchern die Hochsprache und literarisiert Alltagssprache.
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Fokusartikel
Frühkindliche Literalitätsentwicklung mit einem textlosen Bilderbuch fördern. Zu den Strategien erwachsener 'Vorleser'.
Theoretiker und Praktiker scheinen einig darin, Vorlesesituationen als spezifischen Input in der Literalitätsentwicklung zu betrachten. Vor allem in Hinblick auf den Zugang zu konzeptionell schriftsprachlichen Formen, der Kindern durch den in die Mündlichkeit übertragenen Bilderbuchtext bereitgestellt wird, erscheinen Vorlesesituationen als wichtige Ergänzung des alltäglichen Sprachangebots. Inwiefern jedoch die Rezeption von Bilderbüchern, die keinen Text enthalten, der Literalitätsentwicklung zuträglich sein kann, ist theoretisch und empirisch weitestgehend ungeklärt. Diesem Desiderat folgend wurden in dem Beitrag fünf Vorlesegespräche zwischen Kindern (Alter 2;3 bis 5;6) und jeweils einem erwachsenen Interaktionspartner analysiert. Hierbei konnten bestimmte Strategien identifiziert werden, die die Erwachsenen nutzen, um die Kinder in ihrer Literalitätsentwicklung zu fördern. Das besondere Anliegen des Beitrags ist es, aufzuzeigen, dass diese Strategien nicht willkürlich zum Einsatz kommen, sondern in einem Zusammenhang mit dem kindlichen Entwicklungsstand stehen.
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Fokusartikel
Slam-Performances von Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I in Québec: Raum für Gestaltung und Selbstbehauptung. Und was wird dabei gelernt?
Seit 2009 ist das Erlernen von Slam in den Französischlehrplänen der Sekundarstufe I in Québec vorgeschrieben, obwohl es diese Tradition in Québec erst seit weniger als zehn Jahren gibt. Die Lehrpersonen haben also nach und nach das Hören von Slams oder das Anschauen von Performances in den Unterricht eingebaut, andere haben ihre Schülerinnen und Schüler sogar am Grand slam du secondaire teilnehmen lassen, einem Slamturnier zwischen den Schulen. Im Beitrag wird die Frage gestellt, welche textlichen und semantischen Merkmale in den Texten der Slamer-Schülerinnen und Schüler immer wieder vorkommen. Welche Themen werden bevorzugt? Welche Schreibverfahren werden am häufigsten angewendet? Womit sind ihre Slamperformances vergleichbar? Unsere Studie verfolgt drei Zielen: 1) Beschreibung der textuellen und semantischen Merkmale der Slamtexte der Schülerinnen und Schüler; 2) stimmliche und körperliche Merkmale ihrer poetischen Performances; 3) Verständnis der Verbindungen zwischen der Performance und den geschriebenen Texten. Unsere Analyse zeigt, dass die Slamperformance für Schülerinnen und Schüler ein Raum der Gestaltung und der Selbstbehauptung ist. Auch wenn die didaktische Verankerung des Genres noch nicht abgeschlossen ist, scheint uns angesichts des Lerneffekts seine didaktische Relevanz offensichtlich, wenn es darum geht, den Bezug der Schülerinnen und Schüler zur Schriftlichkeit zu verändern, eine bewusste mündliche Performance vorzubereiten und umzusetzen und individuelle und kollektive Wahrnehmung auszudrücken.
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Sinngestaltendes Vorlesen in der Schule
Gekonnt vorlesen! Aber wie? Vorlesen stellt eines der wichtigsten Werkzeuge dar, um Kinder sprachlich und sozial zu fördern. Damit fällt es auch in den Aufgabenbereich von Kindergarten und Primarschule Geschichten vorzulesen und dadurch sprachliche Lernprozesse bei den SchülerInnen anzuregen. Die Anforderungen für Lehrpersonen sind nicht zu unterschätzen. Vorlesen ist eine Kunst, die geübt sein will – erst dann erreichen die Geschichten die Zuhörenden, kann deren Imagination angeregt, Kreativität freigesetzt und der Denkprozess unterstützt werden. Der folgende Artikel widmet sich der Frage, wie durch text- und situationsangemessenes Vorlesen mit einem passenden Sprechausdruck (z.B. durch Betonung, Melodie und Textgliederung) eine gute Vorlesefassung entstehen kann. Dafür werden anhand von Textbeispielen Methoden zur sprecherischen Gestaltung aufgezeigt, mit deren Hilfe eine vorlesende Person die SchülerInnen durch eine Vorlesegeschichte faszinieren und sprachlich fördern kann.
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Erzählfestivals – mündliches Erzählen schulklassenübergreifend zelebrieren
Erzählfestivals bieten eine Plattform für freies, lustvolles Erzählen. Dabei gibt es viele Varianten. Das Zentrum Mündlichkeit der Pädagogischen Hochschule Zug führt jedes Jahr ein Erzählfestival für Schulklassen durch. Interessierte Schulen unterstützt es zudem dabei, ein schuleigenes Festival zu organisieren. Im vorliegenden Artikel werden diese beiden Varianten von Erzählfestivals beschrieben. Sie verfolgen das Ziel, dass die Schülerinnen und Schüler in einem bewertungsfreien Rahmen das freie Sprechen vor anderen erproben können und den Wert des Erzählens erfahren. Sich eine Geschichte auszudenken und lebhaft zu erzählen sowie in Geschichten von anderen einzutauchen und diesen aufmerksam zuzuhören, umfasst vielseitige Kompetenzen. Die Vorbereitung auf das Erzählfestival kann die Förderung dieser Kompetenzen unterstützen, der Anlass selbst dient dazu, das Erzählen zu zelebrieren und das Anhören von Geschichten als Genuss erfahrbar zu machen.
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Spoken Word als Förderschwerpunkt. Warum das Migros-Kulturprozent auf diese performative Kunstform setzt
Spoken word-Events – seit den 1990-er Jahren ein fester Bestandteil der Literaturszene – ziehen ein grosses Publikum an, darunter auch viele junge Leute. Was aber genau zeichnet diese Kunstform aus? Wie unterscheidet sie sich von herkömmlicher Prosa, Lyrik oder Theatertexten? Dieser Frage geht der erste Teil des Beitrags nach. Im zweiten Teil wird die Neuausrichtung der Literaturförderung des Migros-Kulturprozent vorgestellt, die auf einer umfänglichen Bestandesaufnahme und Bewertung der aktuellen öffentlichen und privaten Literaturförderung der Schweiz fundiert; das neue Fördersystem reagiert auf die sich verändernde Literaturlandschaft mit pointierten Massnahmen unter anderem mit dem Förderprojekt Lyrik und Spoken: Die beim Migros-Kulturprozent traditionell gewichtige Lyrikförderung wird ergänzt durch die explizite Förderung der literarischen Erscheinung spoken word.
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Präsentieren als literale Kompetenz?
In diesem Beitrag wird ein Konzept des Präsentierens als literale Kompetenz vorgelegt. Dazu wird Feilkes Literalitätskonzept von 2011 auf softwaregestütztes, multimodales Präsentieren bezogen. Es wird gezeigt, dass ein solches Konzept auch zu gesellschaftlichen Anforderungen passt, wie sie in den für Deutschland geltenden Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK) zu finden sind. «Präsentieren können» umfasst in dieser Perspektive ein ganzes Bündel sprachlicher, medialer und kognitiver Kompetenzen, die man zur Vorbereitung (Situation I) und Durchführung (Situation II) von Präsentationen braucht. Vor diesem Hintergrund werden Forschungsdesiderate in fachdidaktischer Sichtweise benannt und ein Forschungsprojekt abgeleitet.
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Mündlichkeit, Performanz und Autorschaft in der Spoken Word-Szene
Mündliche Literatur macht im deutschsprachigen Raum seit den 1990er Jahren Karriere, die allgemeine Eventisierung von Kulturanlässen hat unzählige Formate von Spoken Word-Literatur hervorgebracht. In der Schweiz trägt insbesondere das mehrsprachige Autorenkollektiv Bern ist überall zur Verbreitung und Akzeptanz von Mündlichkeit und Mundartliteratur bei. Spoken Word-Literatur vollzieht sich in doppelter Autorschaft: schriftlich (der Autor als Schreiber) und mündlich (der Autor als leibhaftiger Performer). Am Beispiel von Nora Gomringer (geb. 1980) und Pedro Lenz (geb. 1965) wird gezeigt, wie sich Sprachperformance ereignet und wie dem Text, der zur Performance vorgesehen ist, Merkmale der Mündlichkeit buchstäblich eingeschrieben sind.
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Gesegnet sei das gesprochene Wort!
Der Rapper Jonas stellt dar, was für ein Gewicht Wörter in seinen Raps haben. Er erzählt von den Orten, die ihn inspirieren, seinen Grenzüberschreitungen und davon, wie er sein Publikum dazu bringt, ihm zu folgen und sich bisweilen beim Zuhören zu verlieren. Ganz Spieler, freut er sich über seine Texte und lässt die Herzen der Zuhörenden höher schlagen.
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«Jaaa ... beschreiben!» Ein Kreisgespräch im Kindergarten als Erwerbskontext schulischer Formen der Kommunikation
Schulische Formen der Kommunikation wie Interaktionen im Klassenkollektiv, für den Wissenserwerb erforderliche Sprachhandlungen und das Objektivieren von Sprache als Gegenstand sind Kindern je nach ihren familiären Bildungserfahrungen unterschiedlich vertraut. Deshalb sollten im Kindergarten alle Kinder Gelegenheit erhalten, solche schultypischen kommunikativen Formen zu erwerben. Im Projekt ProSpiK wurde deshalb der kommunikative Alltag von acht Kindergartenklassen im Hinblick auf kommunikative Formen, ihre interaktive Herstellung und ihre Bedeutung für die Reproduktion bzw. den Abbau von Bildungsungleichheit sequenziell-rekonstruierend untersucht. In diesem Beitrag werden am Beispiel der Sequenz «Vogelrätsel» verschiedene Befunde am Datenmaterial herausgearbeitet: Es geht um die vorstrukturierende Funktion von Handlungsmustern, Körper-Raum-Konstellationen und Multimodalität, die Bearbeitung der Sprachhandlung «Beschreiben» als abstrakter Unterrichtsgegenstand und um verborgenes Wissen, welches dem gemeinsamen Tun zugrunde liegt. Diese Befunde werden abschliessend unter der Perspektive der drei Forschungsfragen gebündelt und diskutiert.
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Erwerb literaler Formen am Beispiel des mündlichen Erzählens – Eine Pilotstudie
Bereits vor Einschulung kommen Kinder auf vielfältige Weise mit Schriftlichkeit in Berührung. Der Beitrag widmet sich der Frage, inwieweit anhand medial mündlicher Sprachproduktionen kindliche Einsichten in Literalität rekonstruierbar sind. Hierzu gibt er im ersten Teil einen Überblick über bisherige Konzeptionen des frühen literalen Lernens und arbeitet an diesen die Bedeutsamkeit des Erzählerwerbs für die Aneignung von Literalität heraus. Im zweiten Teil werden erste Ergebnisse einer Pilotstudie berichtet, in deren Zentrum der Gebrauch literaler Formen und Selbstkorrekturen in elizitierten Erzählungen Sechs- bis Siebenjähriger steht. Insgesamt wird deutlich, dass es sich um eine von Beginn an aktive und in Ansätzen bereits bewusste Auseinandersetzung der Kinder mit Merkmalen konzeptioneller Schriftlichkeit handelt.
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Multimodales Handeln im Unterricht
Wenn Lernende sich mithilfe aller ihnen zur Verfügung stehender Modi ausdrücken dürfen, um sich Lerninhalte anzueignen, sie zu bearbeiten und zu kommunizieren, können sie am Unterricht teilhaben und ihn als sinnhaft erleben. Sprachlernen sollte darum verstärkt unter dem Blickwinkel von Multimodalität in den Fokus von Unterricht rücken, denn sowohl Lernende als auch Lehrende profitieren davon: Die Ergebnisse aus dem Pilotprojekt myPad multimodal deuten darauf hin, dass Multimodalität eine Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten bietet, darüber hinaus Potenzial für interessanten Unterricht, die Möglichkeit für Involvement, für Peer-to-Peer-Lernen, für Transparenz sowohl im Lernprozess als auch bezüglich Erfolgskriterien und schliesslich die Mittel, Prozesse zu begleiten und zu dokumentieren. Nach der Einleitung in Abschnitt 1 und einer kurzen Einführung in die Thematik von Mündlichkeit, Multimodalität und Multiliteralität in Abschnitt 2 befasst sich der vorliegende Beitrag mit dem Pilotprojekt myPad multimodal: Nach der Erläuterung des Forschungsdesigns (Abschnitt 3) werden schlaglichtartig Befunde aus den Analysen gezeigt und kommentiert (Abschnitt 4), um das multimodale Handeln von Kindern zu veranschaulichen. Dabei stützt sich der Beitrag zuerst auf die Analysen zu multimodalen Dokumenten von Kindern aus den Projektklassen. Danach wird eine kleine Auswahl an Ergebnissen aus Gruppeninterviews präsentiert. In Abschnitt 5 wird das in diesem Beitrag Erläuterte im Kontext von Literalität und Mündlichkeit zusammenfassend reflektiert. Abschnitt 6 kontextualisiert die Projektergebnisse innerhalb der Deutschdidaktik, woraufhin Abschnitt 7 einen Ausblick auf Aspekte gibt, die unser Forschungsteam künftig im Kontext von Multimodalität, Multiliteralität und Sprachlernen beschäftigen werden.
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Die Marionette als Instrument der Vermittlung beim sozialen und kulturellen Sprachenlernen in den ersten Primarschuljahren
In diesem Beitrag zeigen wir, dass sich Marionetten für den Unterricht und das Erlernen mündlicher Ausdrucksfähigkeit ausgezeichnet eignen. Die aus unterschiedlichsten Materialien bestehenden Figuren bieten zahlreiche Möglichkeiten für theatralische Darbietungen und lassen die Welt in neuen Dimensionen darstellen. Wir zeigen verschiedene Möglichkeiten, wie Schülerinnen und Schüler gegen Ende der ersten Primarschuljahre mit den Marionetten Sketches produzieren können. Mit verschiedenen Skripts für unterschiedlichste Marionetten kann die mündlichen Ausdrucksfähigkeiten, aber auch die Fähigkeit zur Zusammenarbeit, das kreative Denken und das Zusammenleben entwickeln werden.
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BookTubing: eine andere Art der mündlichen Performance? Ja, das funktioniert, obwohl es dabei um Literatur geht!
Haben Sie schon einmal von BookTubing gehört? Dieser Neologismus setzt sich zusammen aus «book» und «tube» und nimmt Bezug auf die Plattform «youtube». Dabei geht es um eine Form der Internet-Diskussion über Bücher und die Möglichkeit, eigene Lektüren anderen zur Verfügung zu stellen.
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In diesem Beitrag stellen wir das bei Jugendlichen sehr beliebte BookTubing und seine UrheberInnen vor: Junge Männer und Frauen, die sich wenig um literarische Konventionen kümmern, aber mit der selbstbewussten Haltung erfahrener Leserinnen und Leser auftreten.
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