Literalität in der Berufsbildung
Wer gut lesen und schreiben kann, ist in der Regel auch im Beruf erfolgreicher. Lehrstellensuchende mit gut verfassten Motivationsschreiben haben bessere Aussichten auf eine Stelle; Lese- und Schreibtests bei Bewerbungen sind keine Seltenheit mehr – auch für Berufe, die nicht mit besonders hohen Lese- und Schreibanforderungen verbunden sind.
Nicht alle Schülerinnen und Schüler aber sind auf die Lese- und Schreibanforderungen und die kommunikativen Situationen, die sie im Berufsfeld erwarten, ausreichend vorbereitet. Die aktuelle Nummer von Leseforum setzt sich mit Forschungsbeiträgen und Erfahrungsberichten mit diesen Befunden auseinander. Mehr
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Fokusartikel
Basale Lese- und Schreibfertigkeiten bei BerufsschülerInnen und die Notwendigkeit kompensatorischer Fördermassnahmen
Üblicherweise wird davon ausgegangen, dass die basalen Lese- und Schreibfertigkeiten spätestens Ende Sekundarstufe I ausreichend entwickelt sind. In diesem Beitrag wird eine Studie vorgestellt, die jedoch zeigt, dass ein Teil der Berufsschüler/-innen kaum flüssiger als 4.-KlässlerInnen liest oder grosse Mühe bekundet, Texte flüssig und korrekt zu verfassen. Da bspw. Weiterbildungsaktivitäten nach der Ausbildung auch davon abhängen, wie gut jemand liest, gilt es, Berufsschüler/-innen mit eher geringen Lese- und Schreibkompetenzen gezielt zu fördern.
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Aus der Praxis
Sprachförderung in der Berufsbildung – Chancen und Risiken in der Berufsfachschule
Durch den Unterrichtsbereich «Sprache und Kommunikation» hat der Sprachunterricht an den Berufsfachschulen mit dem bestehenden Rahmenlehrplan Allgemeinbildung seit 2006 einen eigenen Stellenwert. Sprache soll nicht mehr nur als Instrument der Verständigung, sondern als ebenbürtiger Lerngegenstand behandelt werden. Wie wird das umgesetzt? Wohin hat dies in den zurückliegenden bald acht Jahren geführt und wohin könnte es allenfalls weiterführen? Was ist aus dem früheren Sprachunterricht geworden: Sind die Inhalte des einstigen Faches «Deutsch» im Fach «Allgemeinbildung» aufgegangen? Mit welchen Konsequenzen? Welche Fördermassnahmen sind heute erforderlich und in welcher Art werden sie angeboten? Der Anteil der Lernenden ohne deutsche Muttersprache hat an den Berufsfachschulen stark zugenommen. Ähnlich ist die Situation in der berufsorientierten Weiterbildung und namentlich in der Nachholbildung bei den erwachsenen Lernenden. Die Herausforderungen sind vielfältig und erfordern oft individuelle Lösungen. Thesen und Optionen können der lösungsorientierten Diskussion dienen.
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Aus der Praxis
Lesenlernen… für künftige Lehrkräfte
In diesem Beitrag wird eine Ausbildungssequenz für Studierende des ersten Bachelorjahrs an der Pädagogischen Hochschule des Kantons Waadt vorgestellt. Ziel der Sequenz ist die vertiefte Auseinandersetzung mit Vygotskis Sprachpsychologie: Es geht um Schlüsselkonzepte wie die Unterscheidung von Alltagsbegriffen und wissenschaftlichen Begriffen, die psychischen Funktionen der Sprache, das Prinzip der Verallgemeinerung, die Zone der nächsten Entwicklung und die Beziehung von Unterricht und Lernen. Ausgangspunkt der Sequenz ist das Studium von Kapitel 6 in „Denken und Sprechen“ (Vygotski, 1934/1997). Der Beitrag beschreibt die verschiedenen Phasen dieser Textaneignung von der gemeinsamen Erarbeitung von Textstrukturen bis zu verschiedenen Schreibaktivitäten und wird illustriert von Produktionen der Studierenden. Aufgezeigt wird, wie die Dozierenden die Entwicklung der Studierenden fördern, indem diese sich eine Theorie zu eigen machen, die es ihnen erlaubt, die Arbeit der Lehrkraft zu hinterfragen.
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Fokusartikel
Das Bewerbungsgespräch im allgemeinbildenden Unterricht der Berufsschule: Lesen und Schreiben, um zu reden
Der Beitrag stellt didaktische Vorschläge zur Behandlung des Bewerbungsgesprächs in der Berufsschule vor. Die Vorschläge stützen sich auf die Ergebnisse einer zwischen 2006 und 2010 im Rahmen einer Dissertation durchgeführten Untersuchung. Dabei ging es um Unterrichtssequenzen zum Thema mündliches Argumentieren. Wir beschreiben zuerst den Kontext des Fachs Allgemeinbildung und die gemäss Lehrplan angestrebten sprachlichen Kompetenzen. Dann stellen wir ein didaktisches Modell der Textsorte „Bewerbungsgespräch“ sowie eine darauf ausgerichtete Unterrichtssequenz vor. Die didaktischen Vorschläge beruhen auf praktischen Erprobungen und zeichnen sich dadurch aus, dass sie den Lernenden Zugang zu dynamischen Zwischenformen von Mündlichkeit und Schriftlichkeit vermitteln, wie sie für dieses Genre charakteristisch sind. Wir zeigen, dass bei der Auseinandersetzung mit dem Bewerbungsgespräch Lesen, Schreiben und Reden zum Zug kommen.
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Fokusartikel
«Wenn man sich nicht sprachlich ausdrücken kann, kann man auch keine präziseren, qualifizierteren Arbeiten ausführen.»
Stellenwert von und Anforderungen an kommunikative(n) Fähigkeiten von AuszubildendenDer folgende Beitrag gibt einen Überblick über bisherige Forschungsergebnisse zu den sprachlich-kommunikativen Anforderungen, mit denen Auszubildende im betrieblichen und berufsschulischen Bereich einer dualen Ausbildung konfrontiert werden. Hierfür wurden Arbeiten aus linguistischer, sprachdidaktischer und berufspädagogischer Perspektive herangezogen, die auf Basis unterschiedlicher methodischer Herangehensweisen versuchen, die Anforderungen in solchen Ausbildungsberufen zu erheben und zu beschreiben, die traditionell von AbsolventInnen von Haupt- und Realschulen ergriffen werden. Darüber hinaus werden der Stellenwert von Kommunikation für eine gelingende Ausbildung sowie Kontextfaktoren diskutiert, die die Qualität und Quantität sprachlich-kommunikativer Anforderungen beeinflussen. Schließlich wird ein Überblick über Rahmenfaktoren gegeben, die nach derzeitigem Diskussionsstand die Wirksamkeit von Sprachförderprogrammen für BerufsschülerInnen positiv beeinflussen.
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Weitere Artikel
Mittels Diskursanalyse Professionalisierungsprozesse verstehen
Angehende Lehrpersonen der Sekundarstufe führen ein Portfolio über ihre berufliche Entwicklung, das mit einer Laufbahnbeschreibung abschliesst. Wir analysieren in unserer Forschungsarbeit diese Berichte mit Hilfe einer linguistischen Matrix, die über reflexive und diskursive Prozesse bei der Erarbeitung von Berufswissen Aufschluss gibt. Diese deskriptive Analyse wird durch verstehend-interpretative Verfahren vertieft: Dabei geht es darum, die latenten, diesen Faktoren zugrunde liegenden Faktoren aufzudecken: Wertvorstellungen, Motive und Absichten; Spannungen zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und gelebter Erfahrung und widersprüchliche Identitätskonstruktionen. Wir hinterfragen externe gesellschaftliche und dem Ausbildungskontext inhärente Bedingungen, die die Portfolio-Texte beeinflussen. Und wir leiten daraus die methodologischen Implikationen für eine deskriptive und verstehend-interpretative Diskursanalyse ab und diskutieren auf dieser Grundlage einige Forschungsergebnisse.
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Weitere Artikel
Literales Können in der Ausbildung künftiger Lehrpersonen: Schreiben in der Ausbildung als Mittel oder Hindernis für die berufliche Entwicklung?
In der Lehrerbildungen werden Lese- und Schreibkompetenzen bei künftigen Kindergarten- und Primarschullehrpersonen implizit erwartet. Es wird vorausgesetzt, dass die Studierenden aufgrund ihrer Maturität über Lese- und Schreibkompetenz verfügen. Dazu kommt, dass Schreiben in der Ausbildung als wichtigstes Instrument der Wissensaneignung und der beruflichen Entwicklung der künftigen Lehrkräfte betrachtet wird. Die in diesem Beitrag vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass diese beiden Selbstverständlichkeiten diskutiert werden müssen. Viele Studierende verfügen zu Beginn der Ausbildung nicht über das erforderliche literale Können. In bestimmten Fällen kann sich das Schreiben selbst als Hindernis in der Ausbildung erweisen. Die Studierenden schreiben lassen, ja, aber unter gewissen Bedingungen.
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