Literalität als Konzept
Die Ausgabe 1|2011 von leseforum.ch befasst sich mit dem Konzept der Literalität, einem Begriff, der heute international in verschiedenen Bereichen der Sozial- und Geisteswissenschaften verwendet wird. Dieser Erfolg ist allerdings zu relativieren, denn es gibt gegenüber seiner Verbreitung auch gewisse Vorbehalte. Deshalb wollten wir der Frage nachgehen, ob Literalität als wissenschaftliches Konzept betrachtet werden kann, oder ob es sich eher um einen Begriff mit konzeptuellem Potential handelt. Mehr
-
Fokusartikel
Literalität: Ein Begriff zwischen Didaktik und Soziolinguistik – soziale und wissenschaftliche Aspekte
Die Autorin verfolgt in ihrem Artikel die Geschichte des Begriffs «Literalität» von seinem angelsächsischen Ursprung bis hin zu seinem Einzug und seiner nicht immer unproblematischen Übersetzung in die anderen europäischen Sprachen. Sie beschreibt mögliche Perspektiven und Erweiterungen und stellt unter anderem die Grenzen zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit zur Diskussion. Weiter plädiert sie für den Einbezug der mehrsprachigen Ressourcen der Lernenden zur Erweiterung des einsprachigen Verständnisses von Literalität.
Weiterlesen im PDF (FR)
Zur Detailseite des Artikels
-
Weitere Artikel
Literalität und Didaktik der Schriftkultur
Der Artikel stellt zunächst den Kontext der 1980er-Jahre dar, als der Begriff der Literalität im didaktischen Diskurs aufkam. Im Zusammenhang mit dem Aufkommen einer kommunikativen Didaktik des Lesens und Schreibens erscheint in angelsächsischen Forschungsarbeiten und namentlich in den Arbeiten von Jack Goody das kognitiv-kulturelle Paradigma der «literacy». Chiss thematisiert im Folgenden den Einbezug von Literalität in die Debatte über das Schulversagen, die Neugewichtung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit, die Bedeutung des Memorierens und die Konzeption des schulischen Übens (z.B. beim Rezitieren). Danach wird am Beispiel der Grammatik die schriftliche Strukturierung des Wissens und der Fachdisziplinen behandelt und zu einer Diskussion der Dichotomien von Skripturalität vs. Textualität sowie Kodifizierung vs. Habitus weitergeführt. Schliesslich diskutiert der Autor anhand des Begriffspaars Kanonisierung vs. Individuierung eine anthropologische Sichtweise auf Literalität.
Weiterlesen im PDF (FR)
Zur Detailseite des Artikels
-
Weitere Artikel
Lesen und Geschlecht 2.0
Fünf empirisch beobachtbare Achsen der Differenz erneut betrachtetIn einem früheren Überblick (Philipp & Garbe, 2007) wurden fünf Achsen der geschlechtsspezifischen Differenz im Lesen benannt. Ihnen zufolge unterscheiden sich Jungen und Mädchen in Lesemotivation, -verhalten und -verstehen. In diesem Beitrag werden die Achsen der Differenz erneut betrachtet und mit neueren und angelsächsischen Befunden angereichert. Im Lichte breiter internationaler Befunde stellt sich die Frage nach den Unterschieden neu, insbesondere beim Leseverstehen, den Lektüremodalitäten und zum Teil den -präferenzen. Ebenfalls ist genauer zu differenzieren, in welcher Art von Lesemotivation Unterschiede der Geschlechter bestehen. Das Geschlecht erscheint insgesamt keineswegs als eine unproblematische Kategorie, sondern wirft sogar mehr Fragen auf, als es tatsächlich beantwortet.
Weiterlesen im PDF (DE)
Zur Detailseite des Artikels
-
Fokusartikel
Literalität und literale Kompetenz: Kultur, Handlung, Struktur
Kinder, aber auch Erwachsene, die eine «literale Kompetenz» aufbauen und erwerben, haben es mit ganz unterschiedlichen Erwerbsaufgaben zu tun. Sie lernen eine neue Kultur mit eigenständigen Interessen und Handlungsformen kennen; neben der eigenen Erfahrung werden Texte zu einer eigenständigen Wissens- und Erfahrungsquelle. Das Spektrum der eigenen Handlungsmöglichkeiten wird erweitert: persönlich Bedeutsames Festhalten, über Distanzen auch mit Fremden kommunizieren können und Themen schreibend vertiefen zu können, sind nur Beispiele dafür. Schließlich muss auch eine neue Sprache gelernt werden. Für viele ist die Schriftsprache immer noch die erste Fremdsprache, was mit neuen spezifisch literalen Spracherwartungen zusammenhängt, die in der mündlichen Spracherfahrung kaum eine Rolle gespielt haben. Der Beitrag stellt die Forschungsdiskussion zu diesen Fragen vor und plädiert für ein umfassendes Konzept literaler Kompetenz, dass über die Vereinfachungen in der aktuellen Bildungsdiskussion hinausreicht.
Weiterlesen im PDF (DE)
Zur Detailseite des Artikels
-
Weitere Artikel
Kursangebot universitäres Schreiben: Von der Bedürfnisanalyse zur praktischen Umsetzung
Für den Studienerfolg an der Universität ist sind spezifische Lese- und Schreibfähigkeiten im Umgang mit wissenschaftlichen Texten von entscheidender Bedeutung. Trotzdem bieten in Québec nur wenige Institute Kurse an, die den Studierenden helfen, die für ihre Ausbildungsbereiche benötigten Schreibfähigkeiten zu erwerben.
Weiterlesen im PDF (FR)
Zur Detailseite des Artikels
-
Editorial
Literalität als Konzept
Die Ausgabe 1/2011 von leseforum.ch befasst sich mit dem Konzept der Literalität, einem Begriff, der heute international in verschiedenen Bereichen der Sozial- und Geisteswissenschaften verwendet wird. Dieser Erfolg ist allerdings zu relativieren, denn es gibt gegenüber seiner Verbreitung auch gewisse Vorbehalte. Deshalb wollten wir der Frage nachgehen, ob Literalität als gesichertes theoretisches Konzept betrachtet werden kann, oder ob es sich eher um einen Begriff mit konzeptuellem Potential handelt. Wir publizieren an dieser Stelle mehrere Artikel mit unterschiedlichen Ansätzen. Zwei neue Beiträge erscheinen als Fokusartikel im thematischen Teil dieser Ausgabe. Der Artikel von Marielle Rispail steht im Kontext von Sprachendidaktik und Soziolinguistik und diskutiert Literalität in ihrem weitesten Sinn. Im zweiten Beitrag von Helmuth Feilke wird Literalität enger gefasst: Er geht von einem psycholinguistischen Ansatz aus und ist auf die Förderung im Unterricht ausgerichtet. Die beiden Artikel zeigen auf, welche Perspektiven der Literalitätsbegriff eröffnen kann, machen aber auch gewisse konzeptionelle Probleme sowie Unterschiede zwischen den deutsch- und französischsprachigen Diskursen sichtbar.
Weiterlesen im PDF (DE)
Weiterlesen im PDF (FR)
Zur Detailseite des Artikels