Die Ausgaben von 1992 bis 2006 stehen als gescanntes PDF der Originalausgabe zur Verfügung. Die einzelnen Artikel unten wurden ebenfalls gescannt und mit Texterkennung in neu formatierte PDF überführt.
Das Informationsbulletin 1997 des Leseforum Schweiz liegt vor Ihnen, in gewohnter Aufmachung, doch mit einer wesentlichen Änderung. Die Beteiligung aus der französischsprachigen Schweiz an der laufenden wissenschaftlich wie praktisch ausgerichteten Diskussion rund um das Thema Lesen war von Beginn an wichtig und gewichtig. Nun soll sie auch im Titel «Forum suisse sur la lecture» Ausdruck finden.
Diskussion über Sprachgrenzen hinweg und um Probleme der Sprachgrenzen: Wie gestalten sie sich für Kinder und Erwachsene in fremdsprachlichem Umfeld, beim Spracherwerb zwischen den Kulturen? Um Möglichkeiten der Hilfestellungen geht es in mehreren Beiträgen dieses Heftes. Peter Rüeschs Forschungsresultate zu den Lernschwierigkeiten von Immigrantenkindern finden ein schönes, positiv unterlegtes Pendant in Yvonne Steinemanns Bericht «Goesh». Der Schulversuch der Gemeinde Samedan entspricht dagegen der spezifischen Situation des Engadins und möchte dem Romanischen neben dem unentbehrlichen Deutsch mehr Geltung verschaffen. Wie der Zugang zur Schriftlichkeit direkt aus einem spezifischen Kulturverständnis herauswächst, davon spricht der Beitrag «Heimat in der Schrift» über die deutsch-jüdische Jugendliteratur. In die zeitliche Dimension, über 200 Jahre zurück, führt Alfred Messerlis Arbeit zu den Anfängen der Alphabetisierung in der Schweiz.
Zu einem neuen thematischen Schwerpunkt sind in diesem Heft die Beiträge über «neue Medien und Lesen» angewachsen: Das Forschungsprojekt von Horst Sitta und Andrea Bertschi-Kaufmann wird die Interferenzen zwischen den Lese- und Schreibentwicklungen von Heranwachsenden in einem multimedialen Leseunterricht untersuchen, während Peter Attinger die ersten praktischen Erfahrungen seiner Schüler im Umgang mit Lernprogrammen am Computer schildert und Silvia Herdeg zeigt, welche Hilfe eine Einführung in das Schreiben am Bildschirm Erwachsenen bringen kann, die unter funktionalem Analphabetismus leiden. Zu diesem Schwerpunktthema, die Problematik schlechter Le- sefähigkeit, gibt Roger Girods Beitrag «L'illettrisme dans les pays industrialisés» einen weiteren Aspekt.
Neue Lernprogramme, neue didaktische Konzepte – neue Anforderungen im Umgang mit Medien auch für die Lehrkräfte aller Stufen. Zudem wird von ihnen, noch spezifischer und anspruchsvoller, Innovation und Sensibilität verlangt im Umgang mit den Lernschwächen ihrer Schüler. Welche Richtung hier die Weiterbildung einschlagen müsste, zeigt besonders Barbara Riedi-Brütschs Arbeit.
Dies führt zu dem Themenkomplex, der uns besonders wichtig und auch in diesem Bulletin wieder gut vertreten ist: Lesen als Zugang zu Geschichten, Schlüssel zu neuen Welten und zur Entdeckung eigener Sprache. Anregungen geben die Berichte über Leseanimationen wie «Lis avec moi» und die «Basler Eule». Liz Sutter, Redaktorin des «schlauen Schülermagazins» Spick, gibt einen Einblick in ihre Werkstatt, und auf Interesse dürfte auch die Schreibwerkstatt in einer Hamburger Grundschule stossen, über die Ina Kayser berichtet. «La parole que les livres nous donnèrent ne sera jamais reprise» nennt Josiane Cetlin ihren Beitrag – wir wünschen Ihnen Spass beim Lesen.
Barbara Helbling, Anna Katharina Ulrich