Die Ausgaben von 1992 bis 2006 stehen als gescanntes PDF der Originalausgabe zur Verfügung. Die einzelnen Artikel unten wurden ebenfalls gescannt und mit Texterkennung in neu formatierte PDF überführt.
Das Leseforum Schweiz – hoffnungsvoll gegründet als Ort, von wo sich die Fangnetze der Neugier ins Buchstabenmeer der Schriftlichkeit auswerfen lassen – legt mit diesem zweiten Informationsbulletin einen reichhaltigen Fang vor. Die Idee der Gründung scheint einem Bedürfnis zu entsprechen. Zusammen mit zwei, drei jährlichen Veranstaltungen bildet die vorliegende Zeitschrift sozusagen den lebensfähigen Körper der Idee.
Das Leseforum Schweiz – hoffnungsvoll gegründet als Ort, von wo sich die Fangnetze der Neugier ins Buchstabenmeer der Schriftlichkeit auswerfen lassen – legt mit diesem zweiten Informationsbulletin einen reichhaltigen Fang vor. Die Idee der Gründung scheint einem Bedürfnis zu entsprechen. Zusammen mit zwei, drei jährlichen Veranstaltungen bildet die vorliegende Zeitschrift sozusagen den lebensfähigen Körper der Idee.
Zwei Veranstaltungen sind in den letzten zwölf Monaten vom Leseforum Schweiz ausgeschrieben worden und begegneten ermutigendem Interesse. Gut besucht war am 4. November 1992 die Gründungsversammlung in Bern (u. a. mit dem hier auf S. 36 abgedruckten Vortrag über die Suche nach neurophysiologisch feststellbaren Ursachen für Dyslexie). Am 20. Januar 1993 lasen und diskutierten in Zürich, unter dem Motto «Wie sag' ichs meinem Kinde», vier bekannte Jugendbuchautorinnen aus Deutschland über die kinderliterarische Gretchenfrage des Zumutbaren. Der anregende Abend kam in Zusammenarbeit mit dem Pestalozzianum zustande.
Gemeinsame Planungen kennzeichnen auch künftige Programme: Am 4. Dezember 1993 findet im attraktiven Rahmen des Kolloquiums «Horizonte und Grenzen» des Schweiz. Jugendbuch-Instituts in Zürich ein Podiumsgespräch über «Interaktion der Medien» statt. Am 18. März 1994 folgt das von drei Lehrerbildungsstätten gemeinsam entworfene Zofinger Projekt «Leseförderung: konkret». Für die zweite Jahreshälfte 1994 ist ein Treffen in Basel vorgesehen (Genaueressiehe Termine, S. 51-54).
Das Leseforum Schweiz bringt das Phänomen «Lesen» von sehr unterschiedlichen Seiten her ins Licht. Die eingangs verwendete, wässrig-textile Metapher vom Fangnetz in Fischgründen ist weiter auswertbar: Von vertrauten, je eigenen Ufern aus (aus der Begrenztheit regionaler, sprachlicher, fachlicher Zugehörigkeiten) führt die Suche nach dem Verbleib des Bekannten (des Lesens) in wechselhafte, weithin uner-gründete Gewässer: Lesen in der sich verändernden Medienwelt (Bettina Hurrelmann und Heinz Bonfadelli, S. 4ff.), unter andern politischen politischen Bedingungen (Bernd Lindner aus Leipzig, S. 13), in historischer Ferne (Claudia Weilenmann, S. 40), in der Zukunftsperspektive (Mischa Schaub, S.43 ). Schriftlichkeit im modernen Erwachsenenalltag (Annelies Häcki Buhofer, S. 21, oder Michèle Goepfert, S. 21, die vom Nicht-Schreibenkönnen als grosse Not bereitendem sozialem Tabu berichtet); in der Generationenperspektive (Werden sprachliche Fähigkeiten junger Leute tatsächlich von Generation zu Generation schlechter? fragt Peter Sieber S. 43).
«Wer selbst lesen kann», sagt Hans Manz (S. 33), «kann absolut nicht verstehen, begreifen, dass es andere nicht können». Während für die, die es nicht können, das Lesen etwas Unbegreifliches ist, so etwas wie «Magie». Wo lässt sich das Phänomen «Lesen» fassen, begreifen? In der Schulpraxis? Im kulturhistorischen Vergleich? In der Statistik? Unter dem Messer des Neuropathologen? In der einen oder andern Hälfte des menschlichen Hirns? Zwischen Selbstverständlichkeit und Wunder entgleitet es unentwegt dem Zugriff, ein schillernder Fisch.
Das Leseforum Schweiz steht und fällt mit dem Interesse am Komplex dieser Fragen. Materiell und organisatorisch sehr schlank strukturiert, ist es nur so real wie die Zuwendung, die es von interessierten Personen erhält. Auch die vorliegende Zeitschrift verdankt ihr Zustandekommen einem Kreis von interessierten Fachleuten aus verschiedenen Sparten, die das erste Heft gut aufgenommen, für das zweite geschrieben und auch künftig ihre Mitarbeit zugesagt haben. Wir danken ihnen allen und hoffen zuversichtlich, dass der Kreis sich noch vergrössert.
Diese Hoffnung hat unausweichlich einen materialistischen Hintergedanken: Ohne ein Minimum an finanzieller Absicherung geht es, trotz ausgiebiger Gratisarbeit auf Seiten von Vorstand und Sekretariat, nicht. Das Leseforum Schweiz möchte und sollte – als unabhängige Organisation, und den prekären Zeiten entsprechend – seine Tätigkeit aus eigenen Mitteln, sprich Mitglieder- und allenfalls Gönnerbeiträgen – bestreiten. Das Editorial endet daher mit einem nachdrücklichen Hinweis auf das Anmeldeformular auf Seite 55 dieses Hefts.
Anna Katharina Ulrich