Literalität und nachhaltige Entwicklung
Das Schweizer Bildungssystem und sein gesellschaftlicher und kultureller Kontext durchlaufen derzeit wichtige Veränderungen im Zusammenhang mit der Bildung für nachhaltigen Entwicklung (BNE). So wird beispielsweise auf der Ebene der Maturitätsschulen unter der Leitung der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) ein neuer Rahmenlehrplan erarbeitet. Damit die Schule auch in Zukunft den Anforderungen von morgen im Kontext der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen gerecht werden kann, zielt dieser neue Lehrplan darauf ab, die aktuellen Fragestellungen, die insbesondere mit der nachhaltigen Entwicklung zusammenhängen, in einer zugleich interdisziplinären und disziplinären Perspektive zu integrieren. Zum ersten Mal soll ein Bildungsauftrag in alle Schulfächer, auch in die Schulsprache, integriert werden.
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Über Klimawandel sprechen – Vom Klimawandel erzählen – Über Klimawandel nachdenken
Durch drei Perspektiven zu einem Deutschunterricht für nachhaltige BildungDer vorliegenden Artikel begreift BNE nicht als blossen politisch-administrativen Aktionsplan, sondern fragt danach, welchen besonderen Beitrag das Fach Deutsch dazu beitragen kann. Den Ausgangspunkt hierzu bilden die drei Zugänge des Projekts Climate Thinking (Universität Kassel): Über Klimawandel sprechen, Vom Klimawandel erzählen, Über Klimawandel nachdenken. Diese ermöglichen es, das komplexe Phänomen Klimawandel als Matters of Fact (Latour 2004) und dadurch als relevanten Gegenstand des Fachs zu erfassen. Auf dieser Basis entwickelt der Beitrag drei Perspektiven auf und für einen Deutschunterricht für nachhaltige Bildung an der Schnittfläche sprachlicher, literarisch-ästhetischer, politischer und ethischer Bildung. Die drei Perspektiven werden an der Graphic Novel Eva. Klima in der Krise (2022) von Arild Midthun und Bjørn H. Samset, dem Rap-Track Schäm dich (2020) von Conny sowie dem Brettspiel Gigawatt. A game about the energy transition (2021) exemplarisch veranschaulicht.
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Fokusartikel | aus der Praxis
«Männer und Frauen können alles!»
Zur Beeinflussung von Berufsstereotypen durch Literalität als Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung?!Die Berufswahl bei Frauen und Männern erfolgt auch nach 40 Jahren emanzipatorischer Pädagogik nach wie vor geschlechtsspezifisch. Dabei wählen Frauen eher soziale und Männern eher technische Berufe. Weil ein solches Berufswahlverhalten Lebensperspektiven beider Geschlechter einschränkt und auch Einfluss auf finanzielle Entfaltung nimmt, führt es zu einer Chancenungleichheit, die im Widerspruch zur «Bildung für nachhaltige Entwicklung» (BNE) steht. Um solche gesellschaftlich verankerten Berufsstereotype zu verändern, scheinen, in Anlehnung an die pädagogische Psychologie, frühe Auseinandersetzungen mit Berufsbildern und ihren Stereotypen sinnvoll. Dabei könnte auch Literalität als Kommunikation über Berufe Einfluss ausüben. Der nachfolgende Beitrag will daher Chancen und Grenzen von Bilderbüchern als frühe Kommunikation über Berufe auf die Entwicklung von Berufsbildern ausloten und damit den Einfluss von Literalität auf Berufsorientierung beleuchten.
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Fokusartikel | aus der Praxis
BNE – vom Lesen zum Handeln?
Interaktive und digitale Bildung für Nachhaltige Entwicklung mit Planet-NIm vorliegenden Artikel wird die Frage «BNE – vom Lesen zum Handeln?» am Beispiel der kostenfreien und digitalen Lernplattform Planet-N beleuchtet. Planet-N erfüllt durch interaktive Kurzgeschichten mit Bezug zu Nachhaltigkeitsproblematiken sowie durch handlungsorientierte Module, den Bedarf vieler Lehrkräfte an einfach einsetzbarem BNE-Unterrichtsmaterial. Durch die Lernplattform wird versucht, die im Artikel skizzierte Diskrepanz zwischen der Forderung von Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) in den Bildungsplänen einerseits, und zwischen der Umsetzung von BNE im Klassenraum andererseits, zu verringern. Im Zentrum der Lernplattform steht das Prinzip des interaktiven Storytellings, mit welchem das Ziel verfolgt wird, die Gestaltungskompetenz der Lernenden zu fördern, das heisst Lernende dazu zu befähigen, vom Lesen ins Handeln zu kommen. Erste Rückmeldungen aus Workshops legen nahe, dass die angebotenen Stories gemeinsam mit den zugehörigen Guidelines zur Nutzung im Unterricht das Potential haben, Lernende zur Reflexion (un-)nachhaltiger Verhaltensweisen sowie einhergehenden Verhaltensänderungen anzuregen. Diese Rückmeldungen lassen gemäss einem explorativen Ansatz keine statistisch-empirisch belastbaren Aussagen zu und dienen aber der Weiterentwicklung der Plattform. Während Verbesserungen in Bezug auf die Verständlichkeit der Stories bereits vorgenommen wurden, wurden darüber hinaus weitere Hindernisse in Bezug auf Lese- und Schreibkompetenzen zur Arbeit mit den Stories identifiziert.
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Fokusartikel | aus der Praxis
Draussenlernen ist Weltlesen
Wie forschendes Fragen zur Potenzialentfaltung beitragen kannDer vorliegende Beitrag zeigt im ersten Teil, wie sich Draussenlernen in der Natur in die gegenwärtigen Bemühungen um eine Schule der Zukunft einschreibt. Aus der internationalen Forschung wird deutlich, dass Draussenlernen vielfältige Grundlagen für erfolgreiches Lernen kumulativ fördern kann. Für ein ressourcen- und entwicklungsorientiertes Lernen ist es wichtig, Weltbegegnungen möglichst differenziert wahrzunehmen, zu erfassen und in mentale Modelle zu übertragen. Dazu sind gute sprachliche und literale Fähigkeiten unabdingbar.
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Der zweite Teil konkretisiert dieses Verständnis und beschreibt, wie Schüler:innen der 4.-6. Klasse draussen in der Natur und im Schulzimmer zum Phänomen «Fliessgewässer» lernen. Dabei wird auch die Frage geklärt, wie die Kompetenzentwicklung im Fachbereich Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG) mit der Sprache verbunden ist. Das Praxisbeispiel zeigt auf, wie die Schüler:innen die Fertigkeit des Fragens üben und weiterentwickeln, so dass sie anhand ihrer erkenntnisleitenden Fragen ein eigenes Projekt initiieren und bei der Beantwortung dieser Fragen ihr Potential entfalten können.
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Literatur und die Herausforderungen von Demokratiebildung, Digitalisierung und nachhaltiger Entwicklung.
Hartnäckige Missverständnisse oder nachhaltige Spannungen?Dieser Artikel basiert auf der politischen und moralischen Philosophie der Erziehung und demokratischen Bildung. Dabei wird eine praxisorientierte Perspektive auf die kulturellen, technologischen und ökologischen Veränderungen in den heutigen westlichen Gesellschaften angewandt. Zunächst wird die weit verbreitete These überprüft, wonach in unserer technisch und demokratisch hypermodernen Gesellschaft die Bücher und damit auch die Literatur abgeschafft werden soll (1). Anschliessend diskutieren wir, ob es den institutionalisierten Bildungssystemen der westlichen Welt möglich ist, in einer pluralisierten Welt ein bestimmtes Modell von Nachhaltigkeit zu fördern (2). Dies führt zu aporetischen Überlegungen und zur Einladung, uns anstelle der Bildungsinstitutionen eher den informelleren Formen der Selbstbildung zuzuwenden. Wir greifen damit die Aufforderung dieser Nummer von leseforum.ch auf, "Texte – literarische und nicht-literarische – als intellektuelle und ethische Ressource zu betrachten, die es Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aller Altersstufen ermöglicht, eine gemeinsame Kultur in Bezug auf Fragen der nachhaltigen Entwicklung zu entwickeln und über die grundlegenden Werte der Gesellschaft nachzudenken, um eine aktive Rolle in ihr zu spielen". Dazu entwickeln wir die Idee einer Bildung 2.0 für das 21. Jahrhundert (3).
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Das digitalisierte Kulturerbe unterrichten: Nachhaltige Entwicklung und digitaler Wandel am Beispiel eines Projekts zu den Fabeln von La Fontaine
Unser Projekt "La Fontaine in der digitalen Schule", das neue Zugänge zu digitalisierten alten und seltenen Texten aus dem Klassenzimmer nutzt, hat einige Aspekte ans Licht gebracht, die mehr oder weniger direkt mit Ökologie und Bildung zur Nachhaltigen Entwicklung zu tun haben: Die mächtigen Anstrengungen zur Digitalisierung des Kulturerbes werden von privaten oder öffentlichen Kampagnen angetrieben, die unterschiedliche Absichten und Bezüge zur Ökologie haben. In den Klassenzimmern zeichnet sich mit dem leichten Zugang zu digitalen Texten eine mögliche Erneuerung des Literaturunterrichts ab. Ein denkbarer Ansatz zur Arbeit mit digitalen Texten im Unterricht betont die materiellen Dimensionen von Texten. Die Fokussierung dieser materiellen Dimensionen geht einher mit einer geschärften Aufmerksamkeit für die materiellen und insbesondere ökologischen Dimensionen des Digitalen. Daraus ergeben sich Berührungen zwischen dem Literaturunterricht mit digitalen Texten und Überlegungen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung.
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Fokusartikel | aus der Wissenschaft
Katastrophen und Utopien, Metaphern und Science-Fiction – Für eine Bildung für nachhaltige Entwicklung mit Fiktion
In diesem Artikel wird ein theoretischer Rahmen vorgestellt, der Bildung für nachhaltige Entwicklung im Fach Französisch anhand von Science-Fiction vorsieht. Wir vertreten die Auffassung, dass Nachhaltigkeit nur in den spezifischen Formen eines Schulfachs gelehrt werden kann. Aufgrund ihres spekulativen Charakters schliesst die Science-Fiction-Erzählung einen ironischen Pakt mit den Leser:innen bezüglich ihrer Motive (die Katastrophe, die Utopie, die Figuren des Roboters, des Außerirdischen und des Mutanten). Sie eignet sich besonders für Bildung für nachhaltige Entwicklung, weil ihre metaphorische Poetik dazu zwingt, diese Motive als fiktive Konstruktionen zu betrachten.
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Wir sind vom didaktischen und transpositiven Problem ausgegangen, einen neuen Unterrichtsinhalt in den bestehenden Fächern zu unterrichten. Dann haben wir eine Poetik des Science-Fiction-Textes skizziert, die von etablierten Sichtweisen abweicht, um einen neuen Blick auf dieses Genre zu konstruieren. Dabei spielt die Argumentation eine wichtige Rolle, dass das Herzstück der Science-Fiction - die Konjektur - der Metapher (im Sinne von Paul Ricœur) zuzuordnen ist. Im letzten Teil des Beitrags greifen wir einige Science-Fiction-Titel für Jugendliche auf beschreiben kurz zwei didaktische Vorschläge für die Lektüre auf der Sekundarstufe.
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Fokusartikel | aus der Praxis
Sensibilisierung von Sekundarschüler:innen für nachhaltige Entwicklung durch Literatur.
Vorstellung von zwei didaktischen Unterrichtsmodellen für Französisch als ErstspracheDieser Artikel befasst sich mit der Erprobung von zwei Unterrichtsmodellen für Literatur in Französisch als Erstsprache zum Thema der nachhaltigen Entwicklung (Ökologie, Konsumgesellschaft, Abfallverwertung usw.). Zielgruppe sind Schüler:innen der Sekundarstufe II (16 bis 19 Jahre), insbesondere Schüler:innen der école de culture générale (ECG) und der école de culture générale pour adultes (ECGA).
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Ausgehend von Werken aus der französischsprachigen Literatur und einem Werk aus der koreanischen Literatur, dem Roman Saumon von Ahn Do-Hyun, werden zunächst Themen, Schreibaktivitäten und Schreibprodukte der Schüler:innen vorgestellt, die bei der Arbeit mit einem dialogischen Lese- und Schreibtagebuch entstanden sind. Dieses Unterrichtsmodell ermöglicht es, Verbindungen zwischen den Werken, der Rezeption, dem Textverständnis und der Textproduktion der Schüler:innen herzustellen. Zweitens wird auf der Grundlage desselben Korpus ein Unterrichtsmodell zum Aufbau von Synthesefähigkeiten behandelt, das die Autonomie der Schüler:innen fördert und sie für Mehrperspektivität sensibilisiert.
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Fokusartikel | aus der Praxis
Die Tutothek
Videos für die Auseinandersetzung mit nachhaltiger EntwicklungVorstellung des Projekts «La Tutothèque», welches zwischen 2021 und 2022 von der Bibliothek Vevey durchgeführt wurde. Es besteht aus einer Reihe von zehn Lehrvideos, die zeigen, wie Familien aus der Region sich aufmachen, um ein ökologischeres Leben zu führen.
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Fokusartikel | aus der Praxis
Die Saatgutbibliothek
Vom Saatgut zum Teller an der Raymond-Uldry BerufsschuleEine Saatgutbibliothek in einer Schule? An der Raymond-Uldry Berufsschule im Kanton Genf ist das bereits Realität. Auf Anregung der Mediathek wurde ein Schulprojekt rund um den Austausch und die Vermehrung von Saatgut ins Leben gerufen, bei dem verschiedene Akteur:innen – vom Gemüsegarten über die Bibliothek bis zur Caféteria – zusammenarbeiten. Ziel ist es, die Reise vom Saatgut bis zum Teller der gesamten Schulgemeinschaft zugänglich und verständlich zu machen. Auf der Grundlage dieses gemeinsamen, er-fahrungsbasierten Schulprojekts entwickeln sich auch literale Aktivitäten, die von der Mediathek angeregt und begleitet werden. Dieser Text stellt das Projekt vor und beleuchtet Aspekte literaler Bildung, die von Bibliothekar:innen entwickelt werden können.
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Bleistift und Tastatur: ein wünschenswertes Duo in der Grundschule? Antworten von Schüler:innen und Forschenden
Dieser Artikel stellt Ergebnisse einer Studie vor, deren Ziel es war, die Auswirkungen der Verwendung von Tastatur und Stift auf die Motivation und die Schreibleistung von Schüler:innen der zweiten (7-8 Jahre), vierten (9-10 Jahre) und sechsten Klasse (11-12 Jahre) besser zu verstehen. Die Daten werden im Zusammenhang der Wahl des Schreibwerkzeugs durch die Schüler:innen (Motivation: Analyse von Fragen, um die Meinung der Teilnehmenden zu Tastatur und Stift zu erfassen) und der Wahl der Forschenden in Bezug auf den reichhaltigsten Text in Abhängigkeit vom verwendeten Werkzeug (Leistung: vergleichende Analysen der beiden von jedem/r Schüler:in produzierten Text - mit Tastatur und Stift geschrieben) interpretiert. Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass die Vorteile, die die Schüler:innen der Tastatur zuschreiben (attraktiver, einfacher und, bei älteren, schneller), in ihren Texten nicht erkennbar sind, zumindest nicht bei den jüngeren Schüler:innen (weniger reichhaltige Tastaturtexte in der 2. und 4. Klasse).
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